VI Vorwort.
aus dem Königreich Sachsen zu sammeln. Noch ist es nicht
viel, was die Schule der Offentlichkeit zu bieten wagt. Die
Schuld liegt bei mir. Denn da ich noch nicht gar lange an der
Anstalt thätig bin, ist mir nur ein geringer Teil der Schüler
so bekannt, daß ich ihn zu dieser Arbeit auffordern konnte.
Was mir diese wenigen Mitarbeiter geliefert haben, konnte
ich füglich im Pulte ruhen lassen, bis mehr beisammen war.
Dennoch habe ich nicht gezögert, schon jetzt ein erstes Heft,
wenn auch unabgerundet und unabgeschlossen, herauszugeben.
Denn sobald dieses Heft, gleichsam ein Probeheft, fertig vor-
liegt, bin ich imstande mich an die ganze Anstalt zu wenden
und in größerem Umfange zu sammeln. Freilich scheint es,
als ob in einer Großstadt, wie Leipzig, nicht viel zu holen
sei. Aber einmal bin ich auf der Thomasschule in der
günstigen Lage, durch Alumnen Beiträge von auswärts zu
erhalten. Und dann kommt doch wohl das meiste und beste
von Anverwandten der Schüler ein, die ja noch mehr Kennt-
nis vom Volkstum haben, als die moderne großstädtische
Jugend.
Alles, was dieses erste Heft bringt, beruht auf münd-
licher überlieferung. Die Schüler haben nichts aus gedruckten
Quellen geschöpft. Daß manches Bekannte und auch schon
Veröffentlichte darunter ist, hindert mich nicht an nochmaligem
Abdruck. Es ist immerhin von Wert oder wenigstens nicht
überflüssig, festzustellen, daß Bekanntes auch in Leipzig oder
sonst wo im Schwange ist. Was von weniger Bekanntem
schon veröffentlicht ist, dafür kann eine Bestätigung nur er-
wünscht sein. Denn nur zu oft läuft Unechtes bei Samm-
lungen von Volkstümlichem mit unter.
Das vorliegende Heft glaube ich allerdings so gut wie
ganz als unverfälscht vertreten zu können. Viele Beiträge
sind mir von verschiedenen Seiten zugegangen. Ich habe
dann immer nur den Namen des ersten Lieferers angegeben.
Vielleicht wird man von mir erwarten, daß ich den
Beiträgen der Schüler Ahrliches oder Verwandtes aus den
übrigen Ländern deutscher Zunge beifügte. Ich habe indessen