Full text: Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen auf der Thomasschule gesammelt. Erstes Heft. (1)

76 Abdventszeit. — Weihnachten und die heiligen zwölf Nächte. 
Will mich in de Stuben machen, 
Will sehn, was de kleinen Kinder machen, 
Obse fleißig beten und singen, 
So will ich ihnen was mitbringen. 
Wenn se aber nicht fleißig singen und beten, 
Will ich se mit Füßen treten. (Täuber V.) 
Weihnachten und die kReiligen zwölf Rächte. 
1. Zu Weihnacht werden die Bäume mit einem Stroh- 
band umwunden (als Weihnachtsgeschenk, daß sie gut tragen); 
manche stecken auch noch einen Pfennig ins Strohband. 
(Aus der Gegend von Annaberg. Auch sonst überall verbreitet.) 
2. Am Heiligen Abend werfen die Mädchen Strohwische 
auf einen Baum. Sovielmal sie fehlen, so viele Jahre 
müssen sie warten bis zur Heirat. 
(Durch Fr. Siegert Ib., von dessen Tante. 
Gegend von Schwarzenberg.) 
3. Die Weihnachtsstolle darf erst am 1. Feiertag an- 
geschnitten werden. Das bringt Segen. 
(Siegert, Schwarzenberg.) 
4. Saure Apfel essen die Mädchen an den Straßen- 
ecken. Kommt ein Mann an einer vorüber, den heiratet 
sie. Hört sie ein Geräusch, so heiratet sie nach dieser Rich- 
tung hin. (Siegert, Schwarzenberg.) 
5. An den „drei heiligen Abenden“ (Weihnacht, Syl- 
vester, Drei Könige) kommen neunerlei Speisen auf den Tisch: 
Linsen, Erbsen, Hirse, Sauerkraut, Brot, Pfeffer, Salz, 
Kartoffeln, Fisch (Hering). Es bedeutet das Gericht Linsen: 
Kupfer, Erbsen: Nickel, Hirse: Gold, Sauerkraut: Stroh. 
Ferner wird nach dem Essen Brot, Salz und ein Weihnachts- 
licht in das Tischtuch zusammen eingeschlagen. Das Bündel 
bleibt bis zum andern Morgen früh auf dem Tische liegen. 
Das bringt Ordnung. (Siegert, Schwarzenberg.)
	        
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