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und bei der Billigkeit der importierten Gegenstände wird die ursprüngliche Tracht
durch die europäischen Sachen binnen knrzem vollständig verdrängt sein.
Wie alle Menschen lieben anch die Eingeborenen Kamernns sehr, sich zu
schmücken. So findet man überall Ringe aus Holz, Elfenbein, Leder, Kupfer,
Messing und Eisen für Finger, Zehen, Arme und Beine. Anch Perlen aus
Glas, Eisen, Messing und Kupfer sind sehr beliebt und werden in Ketten ange-
ordnet oder auch einzeln getragen.
Die Haartrachten sind sehr verschieden. Teils werden sie vollständig ab-
rasiert, teils geflochten. Manche Stämme verwenden lange Zeit, um sich zu
frisieren, und die Eitelkeit spielt dabei eine große Nolle.
Die ursprünglichen Waffen der Eingeborenen sind zum Teil durch die Feuer-
waffen ersetzt worden. Als Schlagwaffen dienten die Keule, Schlagstücke und
Schlagringe. Bei den Messern findet man die verschiedensten Formen, Dolchmesser,
die in einer ledernen Scheide getragen werden, größere Messer, die an der Hüfte
getragen werden. Das europäische Haumesser ist sehr verbreitet. Von Schwertern
kommen zwei Formen vor, ein krummes im Süden und das gerade im Norden
der Kolonie. Es ist die Hauptwaffe der berittenen Krieger der Fullah und anderen
Stämme des Graslandes. Lanzen, sowohl Wurf= wie Stoßlanzen kommen im
ganzen Gebiet vor. Neben den Wurfspeeren besaßen die Eingeborenen vor Ein-
führung der Feuerwasse als Fernwaffe Pfeile und Bogen, Wurfmesser und
Armbrust.
Der Bogen ist meist ein einfacher, zugespitzter Holzstab, auf dem die Sehne
befestigt ist. Die Sehne ist im Norden aus tierischem, im Süden aus pflanz-
lichem Material. Sie wird an einem Ende des Bogens dauernd befestigt.
während sie am andern Ende angezogen oder nachgelassen werden kann. Zum
Spannen werden manchmal besondere Gegenstände benutzt.
Die Pfeile sind immer aus Rohr gearbeitet und sehr sorgsam angefertigt,
zum Teil vergiftet.
Eine eigentümliche Waffe sind die Wurfmesser, die im Nordgebiete, im
Tscharibecken, lang und schmal, im südlichen Gebiete breit sind. Die Eingebo-
renen verstehen sie sehr geschickt zu schleudern.
Früher war die Armbrust eine weitverbreitete Waffe. Sie wird jetzt nur
noch von Kindern benntzt, sonst höchstens zur Jagd auf kleineres Wild. Auch
sie scheint erst durch Berührung mit Europäern eingeführt und nachgeahmt
worden zu sein.
Augenblicklich ist die Hanptwaffe das Gewehr, und zwar Vorderlader,
Steinschloßflinten, die jetzt im ganzen Gebiete verbreitet sind und beim Handel
eine große Rolle spielen. Die Regierung hat die Einfnhr in den letzten Jahren
verboten.
An Schutzwaffen kommen vor Schilde, Panzer und Helme. Auch hier ist die
Trennung von Grasland und Urwald zu beobachten. Die Lederschilde kommen
fast nur im Graslande vor, während Schilde aus Baumrinde und anderem
pflanzlichen Material im Urwaldgebiet vorkommen.
Panzer beobachtet man nur bei den Bewohnern des Graslandes, die sich
dadurch gegen Pfeile und Wurfmesser schützen wollen. Selten sind Eisenpanzer
entweder aus Platten oder aus Ketten, häusiger im Norden die Wattenpanzer.
Aus Baumwolle wurde eine Art Steppdecke genäht, die Roß und Reiter be-
deckten. Hinter diesen Reitern und in ihrem Schutze ging häufig das Fuß-
volk vor.
Helme, die früher im Graslande vorgekommen sein sollen, sind jetzt sast
giyhlich verschwunden, im Gebiet der Mohammedaner existieren Helme aus
Metall.
In den Waldgebieten haben die Eingeborenen, um dem Angreifer Ver-