Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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schmale Meereseinbuchtungen tief ins Land hinein. Die meisten dieser Fjorde erhalten 
von dem steilen Berginnern einen Süßwasserzufluß. Auch auf dieser Insel sind nur 
wenig ausgedehnte Alluvialebenen vorhanden, so daß sie für die Anlage ausgedehnter 
Pflanzungen eigentlich kaum in Betracht kommt. 
Geradezu unmöglich sind solche auf Truk, das eigentlich nur aus acht dicht bei- 
einanderliegenden, von einem Risskranz umgebenen Berginseln besteht. Trotzdem ist 
diese Inselgruppe die bei weitem dichtestbevölkerte der Karolinen, so daß die Berge, 
welche sich bis über 400 m hinanf erheben, auch auf den oberen Hängen und Terrassen 
bewohnt sind. 
Die Jusel Jap zeigt wesentlich anderen Charakter als die drei vorgenannten. Ein 
langgestreckter Höhenzug, der mit seinen höchsten Spitzen etwa 300 m erreicht, bildet 
das Rückgrat der vielgegliederten, durch die Tomalbucht fast ganz durchschnittenen 
Insel. Ein von den Eingeborenen unter der Aufsicht deutscher Beamter gebanter Kanal 
führt jetzt durch die schmale Landenge von Girigir hindurch, so daß die Trennung der 
Insel Jap in zwei Teile nunmehr vollständig ist. Ebenes und nur leicht gewelltes Land 
ist in größerer Ausdehnung vorhanden, aber nicht überall gleich fruchtbar. Mancherwärts 
finden sich sogar kleine savannenartige Steppen. 
Die Palangruppe, deren größte, noch recht wenig bekannte Jusel Baobeltaob 
ist, weist neben mehreren vulkanischen Berginseln eine ganze Anzahl gehobener Korallen- 
inseln auf. Das ganze von Nord nach Süd gegliederte Inselgebiet ist von einem einzigen, 
besonders nach Westen weit ausbiegenden Riffe umgeben. Nur die durch ihre wert- 
vollen Phosphatlager zu erheblicher Bedeutung gelangte Insel Angaur liegt außerhalb 
desselben. Der höchste Berg dieser Gruppe, der Aremolungui, liegt auf Baobeltaob, 
auf welcher Insel auch der einzige größere Fluß der Karolinen, der ungefähr 20 km 
lange Ngardok, fließt. 
Von den Koralleninseln der Karolinen ist wenig zu sagen. Sie gleichen einander 
mehr oder weniger. Von ganz geringer Höhe, meist nur ein paar Meter über dem 
Meeresspiegel sich erhebend, von weißschänmenden Wellenkämmen umbrandet, die 
flachen Ufer von einem Kranze rauschender Kokospalmen umgürtet, liegen die einsamen 
Eilande in der mächtigen Wasserwüste wie die Oasen in der Sahara. Nichts kündet 
dem Reisenden ihre Nähe. Ganz unvermittelt steigen sie aus den blauen Fluten hervor 
wie eine Fata Morgana aus dem Nichts: zuerst die Palmenkronen, die auf dem Wasser 
zu schwimmen scheinen, dann die schwankenden Stämme und schließlich der niedrige, 
hellschimmernde Strand mit den aufspritzenden Brechern. Im Schatten der Bäume 
liegen die granbraunen Dächer einiger Hütten. Ihre Bewohner stehen am Strande 
und schanen voll Neugier auf das nahende stolze Schiff der Wcißen, das sich mit langsamer 
Fahrt der Jusel nähert, mit dem Lote vorsichtig nach den Riffen tastend. Jetzt ist die 
Passage, welche vom offenen Mcere in den friedlichen, von dem Inselkranze um- 
schlossenen Lagunensee führt, erreicht. Mit geschickter Hand stenert der mit dem Fahr- 
wasser vertrante Kapitän das Schiff durch die gefährliche Rinne und dann biegt es 
ein in den stillen See, den keine Welle kräuselt und in dem sich zu spiegeln die hoch- 
ragenden Kokospalmen nicht müde werden. Der Anblick ist reizvoll, aber der Besuch 
mehrer solcher Koralleninseln auf die Dauer ermüdend, denn das Bild ist fast jeglicher 
Abwechslung bar. 
Das Klima der Karolinen ist dem der Inseln des Bismarckarchipels hinsichtlich 
der Temperaturen und Niederschläge ziemlich gleichgeartet, allerdings mit dem ge- 
waltigen Unterschiede, daß Malariafieber überhaupt nicht endemisch ist und auch Dysen- 
terie nur ziemlich selten vorkommt. Die Durchschnittstemperatur beträgt nicht ganz 
2700, die Schwankungen sind sehr gering, doch machen die Seewinde den Aufenthalt 
auf den Inselu für den Weißen auch während der Mittagsstunden sehr wohl erträglich. 
Natürlich bringt langjähriges Verweilen in solchem Klima unvermeidlich eine Abnahme 
der allgemeinen Körperkraft, insbesondere eine Schwächung der Nerven, mit sich. 
Periodische Erholungsreisen nach kühleren Ländern sind daher kaum zu entbehren. 
 
	        
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