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72. Schier dreißig Jahre bist du alt.
1. Schier dreißig Jahre bist du alt, Hast manchen Sturm
erlebt, Hast mich wie ein Bruder beschützet, Und wenn die
Kanonen geblitzet, Wir beid haben niemals gebebt.
2. Wir lagen manche liebe Nacht Durchnäßt bis auf die
Haut. Du, Alter, du hast mich erwärmet, Und was mein
Herz hat gehärmet, Das hab ich dir, Mantel, vertraut.
3. Geplaudert hast du nimmermehr, Du warst mir still
und treu; Warst getren in allen Stücken, Drum laß ich dich
nicht mehr flicken, Du Alter, du würdest sonst neu.
4. Und mögen sie dich verspotten, Du bleibst mir teuer
doch; Denn wo die Fetzen runterhangen, Sind die Kugeln
hindurchgegangen; Jede Kugel, die macht ein Loch.
5. Und wenn die letzte Kugel schlägt Ins deulsche Herz
hinein, Lieber Mantel, laß dich mit mir begraben, Weiter
will ich von dir nichts haben, In dich da hüllen sie mich ein.
Karl von Holtei. 1880.
73. Stoh an, unser Bund lebe.
: Stoßt an, unser Bund lebe, hurrah hoch! :2e Der
die- Sierne lenket am Himmelszelt, Der ist's, der unfre
Fahne hält. :, Hoch, dreimal hoch!
2. ½ Stoßt an, Vaterland lebe, burrah hoch! 2: Das ist
fürwahr ein erbärmlicher Wicht, Der ein Vaterland kennet
und liebt es nicht. Hoch, dreimal hoch!
: Stoßt an, Arbeit soll leben, hurrah hoch! „„ Es
*# der Fleiß und die Geisteskraft, Die auf Erden herrliche
Warke schafft. Hoch, dreimal hoch!:
: Stoßt an, Freundschaft soll leben, hurrah hoch!
Es lebe der Freund, der zu jeder Zeit Ein Opser zu bringen
ist treu und bereit. „ Hoch, dreimal hoch!:
74. Was frag ich viel nach Geld und Gub.
1. Was frag ich viel nach Geld und Gut, Wenn ich
zufrieden bin, Giebt Gott mir nur gesundes Blut, So hab
ich frohen Sinn, Und sing' mit dankbarem Gemüt Mein
Morgen= und mein Abenbvlied.