40 Das Buch der Wahrheit
liche Sprachen. Mit Recht sagt Fichte: „Diese Völker haben,
strenge genommen, keine Muttersprache”, während Richard
Wagner diesen Gedanken in die Worte kleidet: „Ihre Sprache
spricht für sie; sie selber haben aber keine eigene Sprache.”
„Die lateinische Sprache des klassischen Altertums verlor ihre
Bedeutung als Volkssprache, sobald sie sich über die allgemein
übliche Ausdrucksweise erhob. Unverständlich für die Masse,
wurde sie eine künstliche Sprache, „halb tot im eigenen Lande.”
Hieraus geht hervor, dass die neuen Sprachen
Westeuropas auf zwei Gruppen toter Sprach-
wurzeln zurückzuführen sind. Rein erhalten
haben sich neben dem Deutschen allein die
skandinavischen Sprachen.”
„Die deutsche Sprache ‚lebt’, und weil sie lebt,
ist sie befähigt, als Gefäss für einen göttlichen Inhalt zu dienen!”
„Wer sich mit dem Französischen beschäftigt hat, sagen wir,
von Rabelais und Montaigne bis Voltaire, wird sowohl eine bestän-
dig zunehmende Verarmung des Wortschatzes als auch der Aus-
drucksformen wahrgenommen haben. Würde Montaigne heute
zum Leben erwachen, — er müsste schweigen — — — oder
Deutsch lernen!”
„Es verdient besondere Beachtung, dass die Anfänge der
deutschen Sprache bis in die Urzeit zurückreichen dürften. Auf
dieser Tatsache beruht die Lebensfähigkeit ihrer Wortwurzeln.
Bei keiner anderen, wenigstens bei keiner Sprache eines Kultur-
volkes, finden wir Ähnliches.”
„In der Kraft des Ausdrucks wird die französische Sprache
von der englischen weit übertroffen, und dieser Umstand allein
macht die englische Sprache zu einem ernsten Rivalen der
deutschen.”
„Die englische Naturwissenschaft besteht
aus einem sinnlosen Sammelsurium, unverständ-
lich sogar für gebildete Leute, zusammengesetzt aus Beständen
von uralten griechischen und lateinischen Fragmenten, gemischt
mit ebenso unverständlichen wie unaussprechlichen deutschen
technischen Bezeichnungen. Das Ganze ist eher toter Formalis-
mus als ein Kulturelement für wissenschaftliche Entwicklung.”