Object: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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Seeuferstaaten nach Berlin berufenen Kommission für die Entschädigung der 
durch feindliche Aufbringung oder durch Stillliegen ihrer Schiffe in Verlust 
geratenen Rhedereien (der Reichs-Liquidationskommission für Rhedereischäden). 
Die Kommission trat im Sommer 1871 zusammen und bestand aus zehn Mit- 
gliedern, von denen Preußen sieben Mitglieder, Mecklenburg, Hamburg und 
Bremen je ein Mitglied gestellt hatten. Die Kommission ernannte den damaligen 
Direktor im Reichskanzler-Amt Eck zum Vorsitzenden und Schroeder zum Stell- 
vertreter desselben. Da Eck anderweitig sehr in Anspruch genommen war, so hat 
Schroeder regelmäßig den Vorsitz geführt. Die Kommission hatte ein sehr umfang- 
reiches Material zu bearbeiten. Es handelte sich um 95 aufgebrachte Schiffe 
und 2573 Stilllieger, denen eine Gesamtentschädigung von 5 834 702 Thalern 
28 Gr. 3 Pfg. zuerkannt wurde. Die Verantwortlichkeit der Kommission war 
durch die Bestimmung erhöht, daß ihre Entscheidungen keiner Berufung unter- 
lagen. Sie hat ihre Aufgabe erfolgreich durchgeführt, so daß von einer Be- 
schwerde über ihre Verfügungen in keinem einzigen Falle verlautbart ist und 
ihr auch die Anerkennung ihrer Wirksamkeit durch das folgende Schreiben des 
Reichskanzlers 1) zu teil geworden ist. 
Berlin, den 1. Januar 1873. 
„Nachdem der Bundesrat durch Beschluß vom 21. Dezember 1872 die in 
der Reichs-Liquidationskommission für Rhedereischäden gestellte Aufgabe für 
erledigt erachtet und die Auflösung der Kommission mit dem Schlusse des 
Jahres 1872 genehmigt hat, ist es mir eine angenehme Pflicht, Ew. Hoch- 
wohlgeboren für Ihre erfolgreiche Beteiligung an den wichtigen und mühevollen 
Kommissionsarbeiten dieser Behörde den Dank der verbündeten Regierungen aus- 
zusprechen. Ew. Hochwohlgeboren haben durch Ihre Thätigkeit in der Kommission, 
namentlich während ihrer Funktionen als stellvertretender Vorsitzender derselben 
wesentlich dazu beigetragen, daß die durch das Reichsgesetz vom 14. Juni 1871 
bezweckte Ausgleichung der Schäden, welche die deutsche Rhederei während des 
Krieges erlitten hatte, in befriedigender Weise zur Ausführung gebracht worden ist. 
Es gereicht mir zur Befriedigung, Ew. Hochwohlgeboren die vollste Anerkennung 
der wertvollen Dienste auszusprechen, welche Sie bei dieser Gelegenheit den 
vaterländischen Interessen geleistet haben. 
Der Reichskanzler: 
v. Bismarck."“ 
* 
Schroeder gehört dem Bundesrat vom November 1871 bis auf den heutigen 
Tag ohne Unterbrechung als stellvertretender Bevollmächtigter für Hamburg an. 
Im Jahre 1876 wurde er vom Bundesrat in das Kuratorium der Reichsbank 
gewählt, und im Jahre 1878 wiedergewählt. Im Jahre 1880 mußte er dem 
1) Bisher unveröffentlicht.
	        
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