Full text: Das Eiserne Buch.

  
  
fähige stärkt er, alles Schwächliche belebt er neu, alles 
Hilflose, Ungesunde bläst er weg. Richtet er nicht vieles 
Wertvolle jetzt wieder auf, von dem man im letzten 
Jahrzehnt besorgen konnte, daß es für immer lahm 
geworden wäre? klles Hngekränkelte, das sich hervor- 
drängt, verschwindet. Man ist jetzt in der heimat 
doch wohl erlöst von einem überreizten ästhetentum 
und aller manirierten Dekadenz. Wegen solcher Dinge 
hat man sich übrigens viel mehr Sorge gemacht, als 
notwendig war. Gar so alt, wie es für manchen aus- 
sah, war es nicht. Die frische, prachtvolle Jugend 
die jetzt mit den Rekrutennachschüben ins Seld kommt, 
beweist es mir. Solche Menschheitskrankheiten sind 
Wellen, die kommen und vergehen. Im großen und 
ganzen ist es meine Überzeugung, daß der Mensch 
immer der gleiche bleibt, sich nur in seiner äußerlichen 
Lebensmodalität wandelt, gestern zum Schlechten, 
heute wieder zum Besseren. Und dann kommt es auch 
darauf an, ob man solche Erscheinungen mit alten 
oder mit jungen Kugen ansieht. lte Uugen sehen 
das Dergängliche schärfer, junge KZugen erkennen 
deutlicher das neue Werden. Zuch liegt es immer 
im Wesen des Menschen, zu hoffen, daß das Kommende 
besser sein wird, als das Gegenwärtige ist, und zu glau- 
ben, daß das Gegenwärtiae schlechter ist, als das Der- 
gangene war. Wie in rein menschlichen Sragen, so 
ist es auch in politischen Dingen. Ich habe alte Männer 
oft sagen hören: Im Jahre 1870/71 wäre es nicht so 
gewesen, wie in den Befreiungskriegen, nicht so groß, 
einheitlich und heilig. Und jetzt sagen die Altgewor- 
denen: So, wie es 70/71 war, so ist es heute nicht, 
  
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