innern uns, was Schiller, was Wilhelm von Humboldt
über die Bedeutung des Nationalen in der Mensch-
heitsbildung bereits auszusagen wußten. Im Grunde
liefen Berders „Ideen“" selbst schon hinaus gerade auf
eine Kufdeckung der verschiedenen Dolksindividuali-
täten. Und sein bekannter Satz: „Die Kultur rückt
fort, sie wird aber darum nicht vollkommener“ wider-
sprach der landläufigen uffassung vom „Fortschreiten
des Menschengeschlechts".
humboldt meinte schon geradezu, daß durch die
feinere Ausbildung der Sprache, der Philosophie und
der Kunst die Individualität und die Derschiedenheit
der einzelnen Nationen zunehme, das innigere Der-
stehen verschiedener Nationen schwerer werden würde.
Diese Überzeugung hat sich seitdem je mehr und mehr
bei allen Tieferblickenden befestigt. Die Angehörigen
verschiedener Dölker sind gleichsam zu besonderen
Arten geworden. Und ebenso wie es einen abstrakten
Baum anderswo als in unserer Dorstellung nicht gibt,
so gibt es auch keinen abstrakten Menschen in einem
anderen Sinne. Es gibt vor allem keinen außer-
nationalen Menschen als IJdee, der sich anzunähern
die lufgabe der nationalen Menschen sein könnte. Es
hieße alle Menschheitswerte zerstören, wollte man die
nationalen Eigenarten vermischen oder verwischen.
Jeder Mensch kann sich nur vervollkommnen im
Rahmen seiner völkischen Eigenart. Der Deutsche,
der Hranzose, der Engländer können sich steigern zu
Überdeutschen, Überfranzosen, Überengländern, nie-
mals aber zu einem Übermenschen, und also auch schon
nicht zu einem „Europäer“". Wie sollte das geschehen?
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