Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

104 Die Zeit von 1854 bis 1865. 
politischen und sozialen Verhältnisse der Welt, die Grund- 
lage für ein edleres Gedeihen auch unserer öffentlichen Kunst 
und ihrer Beziehungen zur Allgemeinheit, zu verhoffen. Ich 
bekannte, daß ich in der hierdurch genährten exaltirten Stim- 
mung, wenn auch nicht wirklich mir bewußte hochverrätherische 
Handlungen, doch ein persönlich rücksichtsloses Mich-gehen- 
lassen mir zu Schulden kommen ließ, das mich, in Verbindung 
mit kompromittirenden Bekanntschaften, wohl in sträflichem 
Lichte erscheinen lassen mußte. Mein allmähliches Frei- 
werden von dieser überspannten Stimmung, meine gänzliche 
Rückkehr zu meiner Kunst, sowie den Wunsch, in der Aus- 
übung dieser Kunst ferner nicht gehemmt zu sein, gab ich nun 
aufrichtig als die Motive des Gesuches und als Gründe der 
Hoffnung an, Seine Majestät werde in diesem Falle aller- 
huldvollst Gnade für Recht an einem Verirrten ergehen 
lassen. — Hierauf ward mir die kurze Anzeige des Königlichen 
Ministers der Justiz zugetheilt, daß von Seiner Mojestät ihm 
mein Gesuch zur Begutachtung übergeben worden, dieses 
jedoch auf Bedenken gegen dessen Befürwortung gestoßen sei. 
So niederdrückend für mich diese Nachricht war, so mußte ich 
mir doch sagen, daß, obwohl ich nur an die persönliche Huld 
und Gnade Seiner Majestät mich gewendet hatte, Aller- 
höchstderen strenger Gerechtigkeitssinn dennoch zunächst den 
angeregten Fall der ausnahmsweisen Amnestirung eines Ein- 
zelnen in Berathung zu ziehen hatte, und nothwendig mich 
zurückweisen mußte. 
Seitdem sind denn wiederum zwei Jahre vergangen, die 
Hoffnung auf eine günstige Wendung meines Geschickes, für 
das ich so glücklich war die Theilnahme und Fürsprache 
selbst erlauchter regierender Fürsten, wie Ihrer Königlichen 
Hoheiten der Großherzöge von Sachsen-Weimar und Baden, 
zu gewinnen, durfte noch nicht in Erfüllung gehen; meine 
Lage selbst hat sich aber durch ihre Andauer bis zu einem 
Grade drückend gestaltet, daß ich sie fortan unerträglich, und 
mit ferneren künstlerischen Bestrebungen meinerseits gänzlich
	        
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