Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Bittschrift Richard Wagners um Amnestierung. 107 
  
Leiden gesellen sich die peinlichsten materiellen Sorgen: da 
ich gänzlich mittellos bin, und die Einkunftsquelle meiner 
älteren Opern in den letzten Fahren jetzt der Erschöpfung ent- 
gegengeht, so kann nur aus dem Erfolge eines neuen Werkes 
mir die Aussicht auf fernere Einnahmen erwachsen. Wüßte 
ich aber das größte Elend darum ertragen, so könnte ich mich 
nicht entschließen, eine neue Arbeit ohne mein Oabeisein 
ferner zum ersten Male aufführen zu lassen, denn nur durch 
seine Mitwirkung beim ersten Studium und seine Beobach- 
tung der Wirkung bei den Proben, wird vom Autor in diesen 
Fällen die Arbeit des Werkes selbst beendigt; und hierin ist 
mein künstlerisches Gefühl durch wiederholte schlimme Erfah- 
rungen so empfindlich geworden, daß ich lieber meine Arbeit 
ungehört verstummen lassen muß, ehe ich meine Betheiligung 
an jener letzten Vollendung aufgäbe. — Durch den Druck 
dieser Vorstellungen auf meinen Geist ist mein Gemüth der 
trübesten Schwermuth um so zugänglicher geworden, als ich, 
aus Rücksicht auf Andere, sie zu verbergen suchen muß, womit 
ich in eine Vereinsamung und Zurückgezogenheit gerathen 
bin, die endlich alle nöthige Heiterkeit des Geistes bis zum 
vollsten Lebensüberdruß ertödtet. 
Dieß, Königliche Hoheit, ist der vollsten Wahrheit gemäß — 
ja in manchem zarten, aber entscheidend wichtigen Punkte, 
noch bittrer und leidenvoller, als ich sie angab — meine 
Lage, aus der mich nur die Möglichkeit, das deutsche Vater- 
land unbehindert wieder betreten zu können, erlösen kann. 
Bei so tiefem Bedürfnisse kann es wahrlich nicht meine Ab- 
sicht sein, bei meiner Rückkehr etwa eitle Triumphe feiern 
zu wollen, wie sie etwa dem Künstler, dessen Werke sich jetzt 
auf den Theatern mit Beifall verbreitet haben, beschieden 
sein dürften, wenn er sie aufzusuchen Lust hätte. Im Gegen- 
theile liegt mir, wie es aus der Schilderung meiner Stim- 
mung hervorgeht, einzig daran, hier oder da, an einem mit 
guten Kunstmitteln ausgerüstetem Theater, dem Studium und 
der Aufführung meiner, namentlich neueren, Arbeiten bei-
	        
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