Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

108 Die Zeit von 1854 bis 1865. 
  
zuwohnen; und so groß ist, durch einen vielleicht nur mir 
eigenthümlich gewordenen Ernst der Stimmung, meine wirk— 
liche Abneigung gegen öffentliche Acclamationen, daß ich das 
Versprechen, mich ohne besonderen Wunsch und Erlaubniß 
höchster Herrschaften nie persönlich mit dem Publikum in Ver— 
kehr zu bringen, geben könnte, ohne im Geringsten dadurch 
einem Verlangen in mir entgegen zu sein. Zu jeder Ver— 
pflichtung, die überhaupt für mein ruhiges Verhalten nach 
jeder Seite hin von mir gefordert werden dürfte, erkläre ich 
mich vollkommen bereit, und es liegt mir bei der Erlaubniß, 
Deutschland wieder betreten zu können, so sehr nur an dem 
genau bezeichneten Zweck, daß ich willig und gehorsam mich 
jeder Aberwachung, die mich an ihm nicht hinderte, unterziehen 
würde. 
Finden nun Eure Königliche Hoheit, daß für dieses Ziel, 
und unter diesen Bedingungen, es der Mühe nicht ganz un- 
werth sei, einen äußersten Versuch zum Gewinn meiner Be- 
gnadigung von Seiten Seiner Mojestät des Königs zu machen, 
so würde ich darin die letzte Möglichkeit für mein so sehr 
und tief benachteiligtes Gedeihen als Künstler und Mensch 
ersehen. Ich wage nicht von der Dankbarkeit zu sprechen, 
zu der Eure Königliche Hoheit insbesondere mich verpflichten 
würden, denn leider war es die bekümmerndste Folge meiner 
einstigen Verirrung, daß ich mich damals im Lichte eines Un- 
dankbaren zeigen mußte. Wenn aber irgend die herzliche 
Bemühung eines durch große Leiden Geläuterten Versöhnung 
und Vergebung zu verdienen im Stande sein kann, so gelobe 
ich innig und herzlich, stets Ihrer Huld und Gnade eingedenk 
sein zu wollen. Und welches auch die Meinung der Welt 
über den leidenschaftlichen und leicht reizbaren Charakter 
eines Künstlers von meinem Temperamente sein möge, so 
hoffe ich doch, daß selbst Eure Königliche Hoheit, wenn Sie 
einst alle meine Arbeiten kennen werden, mir das Zeugniß 
nicht versagen, daß ich mein Streben nur an die Darstellung 
des Edlen und Erhabenen setzte, und der Mensch, dem dieß
	        
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