108 Die Zeit von 1854 bis 1865.
zuwohnen; und so groß ist, durch einen vielleicht nur mir
eigenthümlich gewordenen Ernst der Stimmung, meine wirk—
liche Abneigung gegen öffentliche Acclamationen, daß ich das
Versprechen, mich ohne besonderen Wunsch und Erlaubniß
höchster Herrschaften nie persönlich mit dem Publikum in Ver—
kehr zu bringen, geben könnte, ohne im Geringsten dadurch
einem Verlangen in mir entgegen zu sein. Zu jeder Ver—
pflichtung, die überhaupt für mein ruhiges Verhalten nach
jeder Seite hin von mir gefordert werden dürfte, erkläre ich
mich vollkommen bereit, und es liegt mir bei der Erlaubniß,
Deutschland wieder betreten zu können, so sehr nur an dem
genau bezeichneten Zweck, daß ich willig und gehorsam mich
jeder Aberwachung, die mich an ihm nicht hinderte, unterziehen
würde.
Finden nun Eure Königliche Hoheit, daß für dieses Ziel,
und unter diesen Bedingungen, es der Mühe nicht ganz un-
werth sei, einen äußersten Versuch zum Gewinn meiner Be-
gnadigung von Seiten Seiner Mojestät des Königs zu machen,
so würde ich darin die letzte Möglichkeit für mein so sehr
und tief benachteiligtes Gedeihen als Künstler und Mensch
ersehen. Ich wage nicht von der Dankbarkeit zu sprechen,
zu der Eure Königliche Hoheit insbesondere mich verpflichten
würden, denn leider war es die bekümmerndste Folge meiner
einstigen Verirrung, daß ich mich damals im Lichte eines Un-
dankbaren zeigen mußte. Wenn aber irgend die herzliche
Bemühung eines durch große Leiden Geläuterten Versöhnung
und Vergebung zu verdienen im Stande sein kann, so gelobe
ich innig und herzlich, stets Ihrer Huld und Gnade eingedenk
sein zu wollen. Und welches auch die Meinung der Welt
über den leidenschaftlichen und leicht reizbaren Charakter
eines Künstlers von meinem Temperamente sein möge, so
hoffe ich doch, daß selbst Eure Königliche Hoheit, wenn Sie
einst alle meine Arbeiten kennen werden, mir das Zeugniß
nicht versagen, daß ich mein Streben nur an die Darstellung
des Edlen und Erhabenen setzte, und der Mensch, dem dieß