Briefwechsel über die Frage der Bundeshilfe. 115
dem Nachlaß der Königin Carola verbrannt worden. Wie
gern würde man gerade die Antwort des Kaisers auf den
Brief Alberts, den ihm der Vater korrigiert hat, lesen! Alles
Beklagen hilft aber nichts.
Albert wird sicher wie kein zweiter in Deutschland die Kunde
erst von der Schlacht von Wagenta, dann von Solferino
mit tiefstem Schmerz empfunden haben. Gegen Ende Juni
war seinem Korps die Stellung zwischen Hanau und Aschaffen-
burg zugewiesen worden. Es kam aber bekanntlich nicht
dazu, da Österreich den Waffenstillstand von Villafranca
abschloß.
Albert besuchte im August den Herzog Ernst von Coburg
in Reinhardsbrunn. Sicher hat er damals gar nicht mit ihm
barmoniert. Denn sie verfochten ganz verschiedene politische
Standpunkte. Es wäre interessant zu wissen, ob es bei
dem Besuch äußerlich friedlich zuging, oder ob sich die
beiden langjährigen Bekannten gestritten haben. Im Sep-
tember kam König Ludwig J. von Bayern zum erstenmal
seit 1807 wieder nach Dresden. Er wohnte in Wachwitz und
besuchte von da aus alle Sammlungen und Künstler. Ich
habe schon früher gesagt, daß er in nicht sehr freundschaft-
lichem Verhältnis zu seinen sächsischen Verwandten stand,
wenigstens nicht wirklich vertraut. Albert scheint ihm nie be-
sonders nahe getreten zu sein. Die beiden Naturen waren
auch wohl dazu viel zu heterogen. Als am 2. Oezember das
150 jährige Jubiläum der Universität Leipzig gefeiert wurde,
ernannte die juristische Fakultät Albert zum Ehrendoktor juris.
Anfang des Jahres 1860 wurde das Kronprinzenpaar in
tiefe Trauer versetzt durch den Tod der Großherzogin Stepha-
nie. Beide reisten zum Begräbnis, das in Pforzheim statt-
fand. Um diese Zeit ist es auch gewesen, daß Albert sich eine
Villa in dem damaligen Dorf Strehlen kaufte, um dort den
Sommer zuzubringen. Er erwarb im Jahre 1858 eine damals
kleine Villa mit Garten. Infolge von nötigen Umbauten war
es nicht möglich, sie schon 1859 zu beziehen. Erst im Frühjahr