120 Die Zeit von 1854 bis 1865.
er auch den damals jugendlichen Prinzen von Wales kennen.
Daran schlossen sich die sächsischen Manöver in der Gegend
von Zittau, die am 2. Oktober endeten. Gleich darauf trat der
Kronprinz die Reise nach Königsberg zur Krönung König
Wilhelms an, bei der er seinen Vater zu vertreten hatte. Im
selben Zug mit ihm fuhren der Großherzog von Baden, der
Prinz Luitpold von Bayern, der Kronprinz Karl von Würt-
temberg und der Fürst von Hohenzollern. Österreich wurde
durch Erzherzog Karl Ludwig vertreten. Großes Interesse
erregte der Marschall Mac Mahon, der Napoleon III. ver-
trat. Albert sollte ihn erst als Gefangenen und Verwundeten
nach der Schlacht bei Sedan wiedersehen. Es war ausgemacht
worden, daß die Kronprinzen und der Erzherzog die Kette
zum Schwarzen Adlerorden bekommen sollten, ohne wie
sonst an einem Ordensfest teilzunehmen. Daraus ist es zu
erklären, daß der König wenige Stunden nach der Ankunft
Albert die Kette persönlich überreichte. Die Krönung selbst
und die anderen Feiern zu beschreiben, erübrigt sich.
Interessant ist ein Brief Alberts an seinen Vater, ohne
Datum: „Man nimmt bestimmt an, daß wir wenigstens
dem Einzug (in Berlin) beiwohnen. Alle wollen hingehen, so
wäre ich der einzige, der abreiste, doch hoffe ich, den 21. weg-
zukommen, wofür ich beinahe alle Kollegen gewonnen habe.
Karlinchen (Karl Ludwig) wird länger bleiben. Er ist übrigens
sehr gut ausgenommen. AUberall erhält er den ersten Platz,
der König hat ihn selbst am Bahnhof empfangen. In Folge
dessen er auch in unser aller Namen die Beglückwünschungs-
rede nach der Krönung hielt, die recht gut ablief. Der König
war dabei so gerührt, daß er in Thränen ausbrach, als er
den Prinzen der Niederlande umarmte. Auch die Königin
schien es zu sein, erzählte wenigstens nachher viel davon.
Der Act war aber wirklich feierlich und ging auch vortrefflich
zusammen. Stillfried (der preußische Zeremonienmeister Graf
Stillfried von Alcontara) sah aber auch nachher aus, als habe
er die Schlacht bei Leipzig noch einmal gewonnen.“