Krönung in Königsberg. Eintritt in die Erste Kammer. 121
Am 21. kehrte Albert nach Dresden zurück. Er hatte all-
gemein den günstigsten Eindruck hinterlassen. Das Königspaar
sprach sich entzückt von ihm aus. Namentlich sagte Königin
Augusta: „Wir haben den Kronprinzen sehr lieb gewonnen.“
Dabei darf man nicht außer acht lassen, daß sie sich bei jeder
Gelegenheit als Wettinerin fühlte und das auch aussprach. Des-
balb war sie geneigt, jeden Wettiner besonders zu loben. Hier
war es wohl aufrichtig gemeint. Auch der König hatte sich
Johann gegenüber günstig ausgesprochen. Dieses möchte man
im Auge behalten für eine Angelegenheit, die ich im nächsten
Kapitel zu berühren haben werde. Endlich ist das Wort ge-
fallen: „De tous les Princes ici présents le Prince Royal de
Saxe est le plus distingus“. Albert unterhielt sich auch länger
mit dem Minister Graf Bernstorff. Einesteils wird er ihn
wohl gern kennengelernt und sich politisch mit ihm unterhalten
haben (sie unterhielten sich über die deutsche Frage), ander-
seits hatte der Graf auch sächsische Beziehungen, da seine
Frau eine Sachsin war.
Die ersten Monate des darauffolgenden Jahres 1862 waren
durch einen Trauerfall in der Familie getrübt. Am 21. Fe-
bruar erkrankte Prinzessin Sidonie und starb am 1. März. Im
März wurde ein Handelsvertrag mit Preußen abgeschlossen.
Dieser bedurfte der Genehmigung des Landtags, der zu einer
außerordentlichen Tagung einberufen wurde. Da es sich um
eine so wichtige Sache handelte, entschlossen sich Albert und
Georg, natürlich unter Einverständnis mit dem König, viel-
leicht sogar auf dessen Wunsch, endlich in die Erste Kammer
einzutreten. Am 21. Mai vereidigte sie der Präsident von
Schönfels. Albert wurde sofort in die Finanzdeputation ge-
wählt und von dieser zum Vorsitzenden. Damit bildete sich ein
Gebrauch heraus, der sich bis 1918 erhalten hat. Immer ist
ein Prinz unseres Hauses, wenn nicht Vorsitzender, so doch
zuerst Mitglied dieser Deputation gewesen. Bis 1873 war es
Albert, dann mein Vater bis 1902, hierauf in einer Session
mein Bruder und endlich ich bis 1918. Die Kammer wurde