122 Die Zeit von 1854 bis 1865.
zunächst vertagt, bis der Bericht der Deputation fertig war.
Albert reiste unterdessen nach Wien, wohin sich seine Ge-
mahlin schon begeben hatte. Der Kaiser empfing ihn wie
immer auf der Bahn. Wohnung nahmen sie in Hacking bei
Schönbrunn, wo der Prinz Gustav Wasa wohnte.
Am 1. Juni schreibt er von da an seinen Vater: „Wir sind
glücklich etabliert und befinden uns sehr wohl. Von Politik
habe ich wenig gehört. Die Aufregung wegen des Handels-
vertrags scheint sich gelegt zu haben. Sie betraf auch wohl
mehr die Form als die Sache.“ Am 8. schreibt er, daß er
wegen der Deputationssitzung zurückreisen müsse, und setzt
hinzu: „Vorbereitet zu sein glaube ich, da ich hier in aller
Auhe die ganze Sache durchstudiert habe. Vorgestern hatte
ich noch ein kleines Gefecht darüber mit Graf Nechberg, der
noch immer nicht ganz beruhigt ist.“ Johann erwiderte ihm:
„Daß man sich in Wien etwas beruhigt habe, freut mich.“
Der Verkehr mit dem Kaiser war ganz wie bisher. Am 5. Juni
fand eine große Truppenschau zu Ehren Alberts statt. Am
13. kehrte er nach Dresden zurück. Am 11.. erfolgte einstimmig
die Annahme des Handelsvertrags in der 2. Kammer, der die-
jenige der ersten folgte. Bei der Debatte am 214. hat Albert
seine erste Rede in der Kammer gehalten.
Um dieselbe Zeit trat ein Herr in nähere Beziehung zu
Albert, der ihm bis an sein Lebensende besonders nahe stehen
sollte. Es war der damalige NRittmeister von Carlowitz, der
schon lange zu seinen näheren Bekannten gehörte und Ende
Juni sein persönlicher Adjutant wurde. Ich habe schon oben
eine Stelle aus seinem Tagebuch angeführt und werde noch
öfter dazu die Gelegenheit haben. Er schreibt bei Gelegenheit
der Ernennung: „Es war dieß der Beginn der engeren Be-
ziehungen zu unserem Kronprinzen= und späteren Königs-
paar, welche mir eine Fülle der angenehmsten Erinnerungen
brachten, an denen ich in meinem Alter zehre. Wie oft habe
ich gesagt: Kann es einen angenehmeren Hos, ein liebens-
würdigeres Fürstenpaar geben als das, dem ich nun zur Seite