Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Besuch bei Ludwig II. in Bayern. Tirol und Engadin. 131 
  
Ein blasser junger Mann mit feinen Zügen, langen Haaren 
und schief getretenen Absätzen, dazu ohne Hut, dieß war das 
Bild, welches er bot. Er eilte mit dem Kronprinzen nach dem 
wenig glänzend eingerichteten kleinen Schloß, welches selbst 
die nöthige Sauberkeit vermissen ließ. Dieß ist die einzige 
Begegnung, die der Kronprinz mit dem König Ludwig ll. ge- 
habt hat.“ Albert selbst schreibt seinem Vater, der wenige 
Tage darauf auch nach Possenhofen kam und ebenfalls den 
König besuchte: „Sehr begierig bin ich zu hören, welchen Ein- 
druck der junge König von Bayern auf Dich gemacht hat, auf 
mich war er kein ungetrübt angenehmer. Aicht ganz natür- 
lich, wenn auch nur im Aeußern, zu viel Künstelei, um etwas 
echt königliches zu haben, dabei naiv und sehr aufrichtig.“ 
Viel freundlicher gestaltete sich der Besuch beim Prinzen 
Karl in Tegernsee, den alle seine Aeffen und Richten be- 
sonders gern hatten. Die Weiterreise erfolgte über Parten- 
kirchen, von dem Albert meint, es sei wirklich ein reizendes 
Stück Erde, großartig und lieblich zugleich, nach Innsbruck. 
Von da besuchten sie das Zillertal und reisten nach Bozen. 
Carlowitz erzählt in seinen Erinnerungen, sie hätten auch die 
bekannte Stigmatisierte Maria Mörl besucht. Leider findet 
sich in Alberts Briefen keine Nachricht darüber. Es wäre 
gerade so wichtig gewesen, eine Außerung von ihm zu besitzen, 
wie er sich zu solchen Fragen stellte. Ich fürchte, eher etwas 
gleichgültig. Sicher ist der ganze Besuch auf Wunsch seiner 
Gemahlin erfolgt. Aachdem sie noch die Seiser Alpe und 
St. Ulrich besucht hatten, trafen sie am 29. in Meran ein und 
blieben dort einige Tage. Von da schreibt Albert am 3.: 
„Wir bewohnen hier seit dem 29. ein Schlößchen, Winkel ge- 
nannt, eigentlich in Ober-Mais, mit sehr schöner Aussicht, 
auf das wahrhaft entzückende Etschthal.“ Am 3. reisten sie 
weiter nach Tarasp im Engadin. Damit wurde ein Ort er- 
reicht, den seitdem Carola sehr viel bis Anfang der achtziger 
Fahre besuchte, und wo sie sich immer wohl gefühlt hat. 
Die ersten Tage dort wurden zu kleineren Ausflügen ver-
	        
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