134 Krieg 1866. Aorddeutscher Bund (1867—1870).
angekommen bist. Auch Dein erstes Telegramm von heute hat
mich doch etwas gestärkt. Gott helfe weiter.“ Nach einiger
Zeit kehrte Johann wieder nach Dresden zurück, um dann
Ende Februar noch einmal nach München zu fahren. Albert
dankte ihm dann für gute Nachrichten, die die ganze Familie
sehr erfreut hätten. Johann fand die Tochter in voller Ge-
nesung und kehrte nach wenigen Tagen mit voller Beruhigung
nach Dresden zurück.
Während so die königliche Familie in Angst um eine teuere
Angehörige gewesen war, hatte sich die politische Lage immer
mehr zugespitzt. Es drohte der deutsche Krieg, der für Albert
das schwerste Ereignis seines ganzen Lebens sein und bleiben
sollte. Hassel erzählt, es habe schon vor dem 10. März ein
Plan bestanden, das Gros des Heeres zwischen Freiberg und
Chemnitz zu sammeln und durch Anschluß an die bayrischen
Streitkräfte die sächsischen Truppen zur Verfügung des Bun-
des intakt zu erhalten. Albert habe diesen Plan gebilligt.
Worauf sich diese Angaben stützen, ist nicht angegeben. Da-
gegen befindet sich im Dresdner Hauptstaatsarchiv ein Schrift-
stück von der eigenen Hand Alberts, überschrieben „Auf-
marschplan für das sächs. Heer 1866“. Mir scheint dasselbe so
wertvoll und interessant, daß ich es hier im Wortlaut mit-
teilen will:
„Der Punkt Freiberg scheint mir nach reiflicher Über-
legung der einschlagenden Verhältnisse nicht der beste zu einer
Aufstellung der Dresdner (1.) Division. Bevor ich mich speziell
bezw. ev. zur Bezeichnung eines anderen Punktes wende,
erlaube ich mir eine Meinung über die wichtigste der beiden
Operationslinien nach Bayern und Böhmen auszusprechen.
Es scheint mir die erste diejenige zu sein, die am meisten
in's Auge zu faßen
1. aus politischen Gründen: sie führt uns zu unseren natür-
lichsten Bundesgenossen, den süddeutschen Mittelstaaten, in
deren Nähe die Selbständigkeit unserer Truppen viel ge-