14 Kindheit und Jugend (1828—185).
meister) und sagte, es wird gleich da sein. Ch. O. (d. h.
Cher Oncle, so wurde König Anton in der Familie genannt)
war eben auch gekommen. Auf einmal stürzte Marie uns
nach und sagte: „Es ist ein Sohn.“ Du kannst Dir unsere
Wonne denken; wir liefen alle durcheinander, sprangen in
die Luft, warfen uns auf unsere Knie, küßten uns unter-
einander, sogar die Königin von Bayern, es war eine rührende
Szene, ich dachte recht an Dich, lieber Wirsch, es war um
½12 Uhr.“ Weiter schreibt er: „Heute befindet sich sowohl
Amalie als der kleine Sohn sehr gut, sie ist ganz ohne
Hilfe, natürlich in die Wochen gekommen, und das Kind
ist gesund und stark.“
über die Freude des Volkes brauche ich mich hier nicht
auszusprechen. Hassel schildert sie genau in seinem Buche.
Dagegen ist es vielleicht interessant, auch die Worte des
glücklichen Vaters aus seinen Erinnerungen anzuführen. Er
schreibt: „Am 23. April, einem milden Frühlingstage, schien
endlich meiner Frau Zeit zu nahen. Ich ging noch gegen
Abend in Erwartung einer unruhigen Nacht mit Oppell
(seinem Adjutanten) in den Maxschen Garten, wo alles
von Frühlingsgerüchen duftete. Diesmal ging aber das Ge-
schäft schneller vonstatten, und schon um Mitternacht war
meine Frau, und zwar von einem Sohne, entbunden. Die
ungeheuere Freude in der Familie und der Angehörigen
kann man sich denken. Alles fiel sich in die Arme, und
der alte König umarmte meine Schwiegermutter. Bald
brachten die ertönenden Kanonenschüsse auch die Stadt in
freudige Bewegung. Eine Gesellschaft guter Freunde, zum
Teil aus den Mitgliedern meines Abendzirkels bestehend,
war bei dem Italiener Chiappone versammelt. Sie begaben
sich, Breuer an der Spitze, auf die Brücke, ließen sich dort
Champagner geben und nöthigten einen vorübergehenden
Fremden, auf das Wohl des Aeugeborenen zu trinken.“
Man sieht, wie groß die Freude Johanns war, wie harm-
los es auch damals in Dresden zuging. Johann hat auch das