156 Krieg 1866. Norddeutscher Bund (1867—1870).
seine Schwester Sophie zum letztenmal in diesem Leben sah.
Dort traf ihn die telegraphische Aachricht von der Unterzeich-
nung des Friedens. Am 22. teilte ihm Johann dieselbe noch
durch einen Brief mit. Da derselbe aber keine persönlichen
Bemerkungen enthält, so will ich ihn hier nicht anführen.
Der König begab sich am 21. nach Teplitz, wo er formell
Fabrice zum Kriegsminister ernannte. Am 26. überschritt er
die böhmische Grenze und traf in Pillnitz ein, wo er begeistert
von der Bevölkerung empfangen wurde. Albert war am 22.
noch einmal nach Wien zurückgekehrt, wo er sich am 1. Aovem-
ber von den österreichischen Waffenbrüdern verabschiedete.
Der Erzherzog Albrecht widmete den Sachsen einen sehr herz-
lichen Abschiedsbefehl, in dem unter anderem stand: „Wer
seiner Pflicht so vollständig als die sächsischen Soldaten ge-
nügte, in so harten Prüfungen so ungebeugten Sinnes blieb,
darf getrost auf die Vergangenheit und die Zukunft blicken.“
Am 1. abends reisten Albert und mein Vater von Wien ab.
Erzherzog Albrecht und die gesamte Generalität waren zum
Abschied auf dem Bahnhof. Eine Ehrenkompanie war auf-
gestellt, und die Musik spielte „Den König segne Gott“. Am
2. trafen sie in Pillnitz ein. Von hier aus hielt der König,
begleitet von seiner Familie, am 3. den Einzug in Dresden
und wurde dort mit Jubel empfangen.
Der, wenn auch kurze Feldzug 1866 bedeutete im Leben
Alberts einen gewaltigen Abschnitt. Wenn er sich auch in die
neuen Verhältnisse hineinfand, so blieb ihm doch zeitlebens
ein bitterer Stachel zurück. Man kann ruhig sagen, er hat
das Jahr 1866 niemals verwunden, wenn auch vielleicht
etwas mehr als mein Vater oder gar der König Johann. Bei
allem Schmerz über die eigene MAiederlage hatte er auch das
tiefste Mitleid für seinen treuen Freund und Vetter. Albert
hat sich niemals bereit gefunden, die zahlreiche Literatur über
den Feldzug, mochte sie von preußischer oder selbst von öster-
reichischer Seite erscheinen, zu lesen. Ihm war es genug,
selbst die schreckliche Zeit erlebt zu haben. Ich besinne mich,