Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Rückkehr nach Dresden. Besuch in Berlin. 157 
  
daß, als das Buch von Friedjung erschien, mir sein damaliger 
Generaladjutant Hingst sagte, der König würde das nie an- 
seheen. Die Stimmung, die ihn bewegte, als er in die Heimat 
zurückkehrte, wird vielleicht am besten der Brief wiedergeben, 
den er noch aus Hetzendorf an seinen Freund Georg Schön- 
burg am 31. Oktober schrieb. Er lautet: „Ihr Brief war so 
voll Freude, und der Umschlag kam dann so, daß ich an einem 
Zurückkommen zweifelte. Ist es auch nicht so gut, wie damals 
als Sie schrieben, so kommen wir doch wieder, und zwar melde 
ich Ihnen meine Zurückkunft auf übermorgen. Ich möchte 
bei dem Einzug in Dresden sein, das soll ein Trost für das 
vergangene und eine Stärkung kommendes Unangenehmen 
sein. Unsere jetzigen guten Freunde (der Teufel hole sie) 
werden uns viel warm machen, namentlich mir, den sie gern 
vom Corpskommando weghaben meöchten. So lange es geht, 
wird ihnen nicht der Gefallen gethan. Qui vivra, verra. Wir 
sind erst 38 Jahre, da kann man noch manchen Wechsel sehen.“ 
Am 16. Dezember machte König Johann in Begleitung 
seines Sohnes Albert einen Besuch in Berlin, für beide ein 
sehr schwerer Gang, den man ihnen hoch anrechnen muß. Der 
Besuch verlief gut. Das Eis war gebrochen. Alte Sympathien 
fingen an aufzuleben. Bismarck sprach sich besonders befrie- 
digt über Albert aus. Am wohlsten aber fühlten sich die 
beiden, als sie allein bei der alten Schwägerin bzw. Tante 
sein konnten. Sie hat ihre Gefühle, wie sie an ihre Freundin 
Baronin Ow schreibt, voll verstanden. Sie war ja bis jetzt 
das Bindeglied zwischen den beiden Familien gewesen und 
war redlich bestrebt, ihnen in Berlin zu helfen. Eine andere 
fürstliche Dame hat da auch geholfen. Es ist die Königin 
Augusta gewesen, die sich da, wie so oft, als Wettinerin fühlte. 
So schloß das ereignisvolle, tief schmerzliche Jahr 1866 mit 
leiser Hoffnung auf bessere Tage. 
Die nächsten Monate, die ersten des Jahres 1867, ver- 
liefen sehr arbeitsreich. Handelte es sich doch darum, die 
sächsischen Truppen nach preußischem Muster umzuformieren.
	        
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