166 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Reich bis 1873.
stellte, dafür brauche ich nur auf denselben Artikel zu ver-
weisen. Für Alberts Stellung in der Zeit liegt nicht ein
Dokument vor. Er wird sich wohl gedacht haben, wenn sich
das Konzil für das Dogma entscheidet, ist es gut, wenn nicht,
dann auch. Die einzige Stelle, die ich gefunden habe, befindet
sich in einem Briefe an seinen Vater aus Compieègne vom
18. April 1871. Sie lautet: „War es nöthig, diese ganze
Sache aufzurühren? Es ist ja Jahrhunderte ohne diese so
scharfe Aussprechung des eigentlich von Allen stillschweigend
angenommenen Prinzips gegangen.“ Daraus geht mir her-
vor, daß er eigentlich an die Unfehlbarkeit glaubte, ihre Ver-
kündigung aber deshalb nicht für nötig hielt, weil alle sowieso
daran glaubten. Es bestätigt das wieder, was mein Vater
sagte. Das Interesse Alberts an solchen Fragen war nicht
groß. Als Gegner des Dogmas darf man ihn aber keines-
wegs bezeichnen. Er tat, wie manche Katholiken nach der
Verkündigung des Dogmas am 18. Juli taten. Er sagtek sich:
„Das habe ich ja immer geglaubt.“ Und damit war für ihn
die Sache erledigt.
6. Kapitel:
Der Feldzug 1870/1871. Das Deutsche Neich
bis 1873.
kann hier nicht meine Aufgabe sein, eine genaue Schil-
derung des großen Krieges 1870/71 zu geben, auch nicht
der Tätigkeit des sächsischen Korps und der Maasarmee. Alles
das gibt es schon, und ich könnte da nichts Aeues bringen.
Worauf es mir ankommt, ist, es darzustellen, wie sich der
Krieg in Albert widerspiegelte, wie er sich zu den auftreten-
den Fragen stellte, und wie er seine Eindrücke anderen
mitteilte. An seinen Vater hat er aus dem Felde 32 Briefe
geschrieben, an seine Gemahlin 107 und einige an andere
Männer. König Johann hat ihm 29 Briefe geschrieben. Aus