172 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Reich bis 1873.
wollen es immer tun. Denn die Entscheidung fiel bei
St. Privat. So hat man es auch anfangs im Großen Haupt-
quartier aufgefaßt, denn sonst wäre doch wohl nicht Kronprinz
Albert Führer der Maasarmee geworden. An seine Gemahlin
schrieb er ebenfalls am 19.: „Du wirst durch den Telegraphen
erfahren haben, welchen Tag wir gestern durchgemacht haben.
Gottlob, der Sieg ist unser, und im Vertrauen gesagt, mein
Corps hat den Sieg entschieden, in der ersten Freude haben
es sogenannte Bundesbrüder zugegeben. Freilich sind die
Verluste sehr schwer. Das Feuer war sehr heftig, vielleicht
noch heftiger als bei Königgrätz. Abends mußten wir uns mit
Gewalt in ein verlaßenes Haus eindrängen, wo wir viele
Vorräthe fanden und einen verhältnismäßig vergnügten
Abend zubrachten. Wenn die Franzosen nicht zu sehr er-
schüttert sind, wird es heute noch etwas setzen.“ Am 20.
schreibt er ihr wieder: „Denke Dir, Dein Alter ist Kommandant
einer Armee, ich soll mit 3 Korps gegen Paris gehen. Ich
bin froh, hier wegzukommen, die ganze Gegend ist ein
Lazareth. Frau Simon ist übrigens schon anwesend. Von
Bekannten sind noch blessiert Ottchen, leider schwer, doch habe
ich noch nicht feststellen können, wo er liegt. (Otto von Ber-
lepsch, sein früherer Adjutant, Hauptmann und Kompagnie-
chef im Leibgrenadierregiment, starb infolge der Verwundung),
Benno Minckwitz und Metzsch leicht. An Mannschaften (tot)
nicht ganz 1000, also weniger als bei Königgrätz.“
Als Folge wurde Albert also am 20. August als Führer der
sogen. Maasarmee ernannt, die aus dem Gardekorps, IV.
und sächsischen Korps bestand. Einige Herren seines bis-
herigen Stabes traten mit zu dem Stabe über. Anfangs
hatte er gehofft, noch gleichzeitig sein Korps behalten zu
können. Doch überzeugte er sich bald, daß dieses doch nicht
ging, und übergab deshalb die Führung meinem Vater, dessen
Division der Oberst, bald General von Montbé übernahm.
Uber seinen neuen Stabschef, General von Schlotheim, schreibt
er an seine Gattin: „Ein merkwürdiges Zusammentreffen, da