174 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Reich bis 1873.
nicht länger zu halten sey, nur über die Bedingungen schwankt
man noch. Es ist sehr zu wünschen, daß ein „Neubau“ des
nunmehr Teutschen Bundes zu Stande kommt, der dem
Föderativen Charakter mehr entspricht und auch zu Gute
kommt.“
Als er die Nachrichten von dem Siege bekam, schreibt
Johann am 22. „Du kannst denken, in welcher Spannung
wir die letzten Tage gelebt haben zwischen der Besorgniß für
uns alle und dem Wunsche, daß Ihr auch Gelegenheit finden
möchtet, Euch würdig den andern teutschen Truppen anzu-
reihn. Letzterer Wunsch ist nun erfüllt, und ich freue mich
herzlich, daß Euch Gelegenheit geboten worden ist, Euch zu
zeigen und etwas für das Allgemeine zu leisten. Es wird
für unsere künftige Stellung gewiß nützlich seyn, wenn ich
auch nicht wünschte, daß die Truppen ohne Noth Verlusten
ausgesetzt würden.“ Am 29. drückte er seinen Stolz über die
Haltung und Leistung des Korps und dessen Führung aus
und sagt dann weiter: „Offenbar haben wir natürlich zur
Entscheidung mitgewirkt, was auch in politischer Hinsicht für
uns in der Zukunft großer Gewinn ist. Ich spreche etwas
wie ein Blinder von der Farbe, es scheint mir aber doch,
daß Deine umsichtige Leitung des Angriffs das Beste dabei
gethan hat. Da ich Dir weiter keine Auszeichnung mehr geben
kann, so freut mich das Anerkenntniß doppelt, das Dir durch
Ubertragung eines größeren Commandos zu Theil geworden
ist. Die Gesinnung, die Du dabei in Bezug auf die Truppen
und die Bescheidenheit in Betreff Deiner eigenen Person an
den Tag legst, haben mich wahrhaft gerührt. Daß Du Deiner
Aufgabe gewachsen bist, glaube ich bestimmt.“
Während diese Briefe geschrieben wurden, war die be-
rühmte Rechtsschwenkung der deutschen Armeen erfolgt. In
diesen Tagen hatte Albert wenig Zeit zum Schreiben, und
doch finden sich einige Briefe an seine Gattin. Sie hatte den
Gedanken gefaßt, Lazarette zu besuchen, um in seine Nähe
zu kommen. Er riet ihr aber ab, da sie jetzt weit von den