Belagerung von Paris. 185
warten. Wäre es ruhig, wäre ich heute nach Vertgalant, um
dort alles abzumachen, allein ich muß hier wie die Spinne
im Netz sitzen, nahe dem Telegraph, später hoffe ich es zu
machen.“
Der Briefwechsel mit dem Vater, der eine Zeitlang ge-
stockt hatte, lebte am 22. Aovember wieder auf. Er berichtet
zunächst über die militärischen Ereignisse, Taten seiner
Truppen kann er nicht berichten, da sie in vollständiger Nuhe
saßen. Dann erzählt er wegen der Führung: „Tann vertraute
man nicht genug, einen älteren General gab es nicht. Der
Krp. von Preußen schlug seinen cher oncle Ernst vor, den
wollte man aber keinesfalls, Graf Moltke soll bei der
Gelegenheit dem Krp. gesagt haben: Wollen Eure Königliche
Voheit, daß unsere Offiziere den Degen einstecken, wenn ihn
der Herzog zieht? So verfiel man auf den Eh. riedrich
Franz), meiner Ansicht ein pis aller, auf jeden Fall zu spät.
Meine Aufgabe ist allerdings keine ganz angenehme. 3½ Korps
& Meilen lang eine Stadt zu cernieren, die 100000 Ver-
theidiger hat. Mir war die letzten Tage etwas schwül zu
Muthe. Sehr gefreut hat mich die Geburt meines Pathchens,
der Junge ist in ernster Zeit geboren. Gott gebe, daß wir ihm
für seine Manneszeit eine friedlichere Periode bereiten als
sie uns beschieden.“ Dieser Brief gab Johann einen so klaren
Bericht über die Lage, daß er viel beruhigter war.
Aun folgten die blutigen Tage von Villiers, wo unsere
braven Sachsen am 30. November und 2. Dezember den
Ausfall der Franzosen zum Stehen und diese dann zum Zu-
rückgehen brachten. Albert schreibt darüber seinem Vater am
8.: „Seitdem ich Dir das letzte Mal schrieb, haben wir eine
ereignißvolle Zeit gehabt.“ Er schilderte diese Tage: „Meine
einzige Thätigkeit am 30. war ein Telegramm an Georg.
Der 30. war der gefährlichste Tag. Diese Tage waren, wenn
auch von schweren. Verlusten begleitet, doch Tage des Ruhmes
unserer Truppen. Das Hauptverdienst des 30. hat unstreitig
Oberst Abendroth, der Führer der 18. Brigade.“ Ausführlicher