Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

186 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Veich bis 1873. 
  
schreibt er in vier Briefen vom L., 4., 5. und 7. an Carola, aus 
denen ich das Wichtigste mitteilen will. „Gestern hatten wir 
einen bewegten Tag, indem der lang erwartete Ausfall doch 
noch erfolgte, und zwar gegen die Sachsen und Württem— 
berger. Es gelang ihnen nicht. Auch hier versuchten sie ver— 
geblich vorzudringen. Für mich war der Tag einer der schreck- 
lichsten meines Lebens. Ich mußte hier sitzen, während meine 
Sachsen im Feuer standen. Und doch kann ich sagen, ich habe 
ein großes Gefecht commandiert, ohne mein Quartier ver— 
laßen zu haben, auf telegraphischem Weg, ganz im Sinne der 
Neuzeit. Ich war gestern Abend so zerschlagen, als ob ich den 
ganzen Tag zu Pferde gewesen, dabei ein furchtbarer Kopf- 
schmerz, der aber heute beinahe weg ist, nachdem ich gut ge- 
schlafen, wozu ich die Nacht zuvor nicht gekommen war. 
Ich hatte mich gestern (3.) zu Georg begeben, der vor- 
gestern ein heftiges und leider sehr blutiges Gefecht gehabt 
hat, doch war es den Franzosen nicht gelungen durchzubrechen. 
Gestern blieben sie ruhig. Das Schützenregiment hat sehr 
schwer gelitten, aber sich außerordentlich benommen.“ 
Von meinem Vater, der die Villierstage immer als seine 
Ruhmestage ansah, schreibt er: „Ich fand ihn vorgestern mit 
einer tüchtigen Migräne, heute war er sehr munter. Er ist 
jetzt ganz anders, viel selbstvertrauender und aus sich heraus- 
gehend. 
Die Truppen schlugen sich ausgezeichnet gegen große Aber- 
legenheit. Wenn die Leute doch nur jetzt zur Einsicht kämen 
und capitulirten, damit das furchtbare Gemetzel aufhört, denn 
die Franzosen haben wenigstens 8—10000 Mann verloren. 
Ihr Blut komme über die wahnsinnigen Advokaten, die ohne 
sich zu exponiren, immer neue Opfer in den Todt schicken, bloß 
um am Auder zu bleiben.“ Albert erhielt für Villiers das 
Eichenlaub zum Pourlemérite, mein Vater diesen. 
König Johann schrieb am 6. unter dem ersten Eindruck: 
„Die schweren Verluste, die unsere armen Sachsen, namentlich 
die Schützen, erlitten haben, laßen es bei mir und im Allge-
	        
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