Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

190 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Reich bis 1873. 
Am 30. machte er noch eine ernste Betrachtung über das 
abgelaufene Jahr und wünschte, daß das neue den Frieden 
bringe. Sie hätten dazu die letzten Tage fleißig gearbeitet, 
indem sie den Mont-Avron tüchtig einheizten. In den ersten 
Tagen des Jahres kam ein Prinz Neuß zu ihm, er berichtete 
ihm, daß er bei Carola gewesen sei, das weckte die Sehnsucht. 
Zu A#eujahr war Albert in Versailles, um zu gratulieren. Die 
Waasarmee stand damals groß in Gunst, da eben der Mont- 
Avron gefallen war. Albert aß beim König. Nachher war 
er eine halbe Stunde bei seinem alten Gönner Moltke. Der 
König Johann gratulierte sehr herzlich seinem Sohn: „Möge 
Gott Euch beide auch fernerhin in seinen heiligen Schutz 
nehmen. Ich höre von allen Seiten nur rühmliches über Deine 
Führung.“ Bei der Gelegenheit seines Besuches in Ver- 
sailles hatte er eifrig dafür gearbeitet, daß auch auf der Süd- 
seite Paris bombardiert werde. Um so größer war seine 
Freude, als dies am 1. begann. 
Wiederum hatte Carola leise an sein Herz geklopft und ihn 
an seine religiösen Pflichten gemahnt. Darüber schreibt er 
am 13.: „Was Deine so oft wiederholten Wünsche wegen der 
Andacht betrifft, so vergeß ich es nicht, aber da es sich hier 
nicht um eine religiöse Pflicht handelt (wie das sonntäg- 
liche Kirchengehen), so muß ich mich in der gehörigen Stim- 
mung befinden, sonst wird es zur äußeren Form, was Du 
nicht wünschen kannst, ich habe aber für den Augenblick den 
Kopf so voll, daß ich nicht im Stande bin, es mit Ruhe und 
Sammlung zu unternehmen. Beruhige Dich also und überlaße 
es mir, einen Augenblick zu wählen.“ Bei dieser Antwort 
muß man bedenken, daß damals selbst die Frömmsten oft nur 
ein paarmal im Fahr zu den Sakramenten gingen. Deshalb 
sind diese Außerungen nicht als Zeichen von Gleichgültigkeit 
anzusehen. Aein, im Gegenteil, Albert hat seine Pflichten 
immer gut erfüllt. Aur drängte es ihn nicht zu etwas 
weiterem. 
Es nahte die Kaiserproklamation. Albert fand den in Aus-
	        
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