Kapitulation von Paris. 193
Hoffnung in Erfüllung ginge und ich Euch beide wieder in
meine Arme schließen könnte. Für diese Gnade werde ich
Gott um so inniger danken, je sorgenvoller diese Zeiten waren.
Weine einzige Freude war in dieser Zeit der gute Aame, den
Ihr und die braven Truppen sich erworben haben.“
In einem Brief vom 31. schildert Albert seiner Gemahlin
den Einzug, den er mit den Truppen in St. Denis gehalten
hat. Zur Sicherheit ließ er eine Kompanie vorausmarschieren.
„Die Leute waren sehr neugierig, alle Fenster voll Köpfe, aber
auf den Gesichtern eigentlich mehr Freude, daß alles zu
Ende, als Wuth.“ An der großen Kaserne ließ Albert die
Truppen defilieren. Sobald der Wasffenstillstand geschlossen
war, war es Carolas sehnlichster Wunsch, den geliebten
Gatten endlich wiederzusehen. Zunächst mußte er ihr aber
alle Hoffnungen nehmen, besonders daß sie, wie sie es am
meisten wünschte, zu ihm kommen könne. Dann schlug sie
ein Zusammentreffen in Brüssel vor. Das war für ihn als
Soldaten im neutralen Land unmöglich. Sie mußte sich also
noch vertrösten. Am 6. Februar schreibt er ihr von der Be-
sichtigung der Forts: „Aberall auf dem Wege waren die
Truppen ausgerückt, sie gefielen mir ganz gut. Abends um
6 Uhr zu Fisch war ich wieder da, wo ich Gen. Fabrice vor-
fand. Er ist leider in einem schrecklich gereizten und auf-
geregten Zustand, doch fuhr er beruhigt ab.“ Aber diesen
letzteren schreibt er am 7. an den Vater: „Vorgestern war
Fabrice bei mir. Er sieht übel aus und ist schrecklich auf-
geregt. Er wähnt sich von allen Seiten gekränkt und beleidigt.
Wie weit dieß von anderer Seite der Fall, entzieht sich meiner
Beurtheilung, ich bin mir einer wißentlichen Kränkung nicht
bewußt. Ich glaube, die Hauptsache ist die seine große Eitel-
keit verletzende Idee, in dieser großen Zeit nichts mit-
gemacht zu haben.“ In diesem Brief schreibt er ferner: „Was
nun jetzt werden soll, weiß kein Mensch, doch soll G. B.
immer noch an der Meinung festhalten, es werde Friede
werden. Bis jetzt glaube ich es auch.“
König Albert. 13