Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

194 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Reich bis 1873. 
  
Um diese Zeit tauchte in der Lausitz der Plan auf, für die 
bevorstehenden Wahlen zum Reichstag den Kronprinzen als 
Kandidaten aufzustellen. Man scheint sich zuerst an den 
König gewendet zu haben, um zu wissen, wie sich dieser zu 
der Sache stelle. Johann schrieb darauf an seinen Sohn am 
11.: „Aber eine Dich persönlich betreffende Angelegenheit muß 
ich Dir schreiben. Es ist in der Lausitz der Gedanke auf- 
getaucht, Dich zum Kandidaten zum Reichstag auf- 
zustellen. Erst hieß es aber auch in Leipzig, dieß scheint 
ein Irrthum der Parteimänner der MN. L. (Nationalliberalen) 
zu seyn. Ich habe zunächst dafür gesorgt, daß bei Dir angefragt 
wird, ehe die feierliche Aufstellung erfolgt. Was Du antworten 
willst, habe ich Dir ganz überlaßen. Die Stellung würde schwer 
und mit manchen Unzuträglichkeiten verbunden seyn, indeß will 
ich Dir nicht unbedingt abrathen, denn wenn Du die Kraft 
fühlst, sie durchzuführen, bist Du wohl Manns genug dazu. 
Jeden Falls bitte ich Dich, freundlich zu antworten, denn die 
WMeinung ist gut.“ Albert erwiderte darauf am 15.: „Was die 
Frage wegen der Wahl nach Berlin betrifft, so bin ich aller- 
dings in großer Verlegenheit, direct werde ich dort nicht viel 
leisten können. Die Idee indeß, daß durch meine Wahl ge- 
wissermaßen eine Demonstration zu Gunsten unseres Fort- 
bestehens gemacht würde, könnte mich bestimmen, sie an- 
zunehmen. Doch wäre es mir lieb, wenn ich auch die Meinung 
namentlich Friesens darüber hörte. Wolltest Du die Gnade 
haben, mir darüber Auskunft zu verschaffen. Anderntheils 
müßte ich sicher sein, daß die Sache nun völlig gesichert sei, ehe 
ich zustimme.“ Der Brief, in dem ihm Johann die Ansicht 
Friesens mitsandte, hat sich nicht erhalten, nur die Antwort 
Alberts vom 26. Er schreibt darin: „Aachdem was ich in der 
Zeitung gelesen, scheint übrigens dieser Kelch an mir vorüber- 
gehen zu sollen.“ Damit verstummen die mir zugegangenen 
Nachrichten über diesen Gegenstand. In den Briefen an 
Carola findet sich nicht eine Andeutung, die man auch nur
	        
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