196 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Reich bis 1873.
garten, und so ritt ich bis auf die place de la Corncorde.
Das Publikum, nicht sehr zahlreich, war ziemlich ruhig, einige
Pfiffe und couchons abgerechnet. Die letzten Tage soll es aber
bös ausgesehen haben. Unser armer Lüttichau (später Ober-
hofmeister der Königin), der sich hineingewagt, ist mit Mühe
dem Tode entgangen.
Es macht doch einen eigenen Eindruck, dieser Einmarsch
in Paris. Alle Eindrücke unseres Aufenthalts von 1867 kamen
mir lebhaft wieder. Die Vergänglichkeit aller Größe trat
mir namentlich recht vor die Seele, als ich bei dem In-
dustriegebäude vorüberritt, wo damals die Preisvertheilung
Statt fand.“
Am 3. März, dem Tag, nachdem der Präliminarfriede ein-
trat, fand die große Parade vor dem Kaiser statt, die Albert
kommandierte. Er schreibt darüber an Carola: „Wir mußten
uns mit einer Parade in Longchamps begnügen, die heute
bei schönstem Wetter vor sich ging. Zum ersten Male in
diesem Feldzug zog ich den Säbel. Wer mir 1866 gesagt
hätte, in 4½ Jahren wirst Du die P. Garde bei Paris L. (Leh-
mann) vorführen, den hätte ich für einen Narren erklärt.
Und doch war es so. Was wird, wißen, glaube ich, kaum
die Götter, die Halbgötter von Versailles sicher nicht. Gerüchte
schwirren auf und ab. Bis 500 Millionen gezahlt sind, bleiben
wir noch in der Aähe von Paris. Vielleicht erwische ich etwas
Urlaub oder laßen sie mich ganz aus dem Spiel, was mir
das Liebste wäre.“
Im Land überlegte man sich eifrig, was Albert für Aus-
zeichnungen und Kommandos zuteil werden könnten,
Gouverneur der neuen Provinzen, Feldmarschall usw. Er
hatte nur den Wunsch, sein altes liebes Korps wieder zu über-
nehmen. Johann wünschte für ihn eine Armeeabteilung, der
dann die Sachsen unterständen. Bei der Parade des säch-
sischen Korps am 7. März frug der Kaiser Albert, ob er nicht
etwas nach Hause reisen würde. Albert sagte natürlich mit
großer Freude zu. Dann erfuhr er zu seiner Betrübnis, daß