Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

204 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Reich bis 1873. 
  
halten. Das Intereße, welches Eure Mojestät unserem, dem 
12. sächsischen Corps, gezeigt, hat mich wahrhaft gerührt. 
Ihm sowie den anderen mir unterstellten Corps habe ich das 
wenige zu danken, was ich für die allgemeine Sache leisten 
konnte, ihnen auch die gnädige Verleihung eines der ältesten, 
darum auch geachtetsten deutschen Militärorden. Eine große 
Freude war es auch mir, an dem glänzendsten Siegestage 
bei Sedan an der Seite der braven bayrischen Truppen fechten 
zu können, welche damals so wesentlich zum Gewinn des 
Tages beitrugen.“ Im übrigen widmete er sich eifrig seiner 
Tätigkeit als kommandierender General. Während des Krie- 
ges war das Jagdhaus fertig geworden, das Carola für ihren 
Gatten in Nehefeld erbauen ließ. Seitdem sind sie beide 
oft oben gewesen und haben dort den schönen Gebirgsaufent- 
halt genossen. Namentlich war es dort so still, als die 
Sommerfrischler es noch nicht entdeckt hatten. Ich besinne 
mich, daß noch Ende der 70er Fahre jeder Fremde, der sich 
dorthin verirrte, mit Erstaunen gesehen wurde. Dort hat 
Albert so manchen Hirsch erlegt. 
Gegen Ende August unternahm König Johann eine Neise, 
die ihn in das Elsaß zu den Truppen, die noch in Feindesland 
standen, und nach Stolzenfels zur Schwägerin führte. Albert 
hat ihn während dieser Zeit im Lande vertreten, und bei 
dieser Gelegenheit traten wichtige Fragen an ihn heran. 
Johann drückte ihm im ersten Brief, den er ihm aus Stolzen- 
fels am 6. September schrieb, seine Bedenken darüber aus, 
den Professor Gerber zum Kultusminister zu ernennen. Seine 
Ansicht wäre doch von Lutzscher l) Art nicht gerade weit ent- 
feret. Albert erwiderte ihm am 7. aus Strehlen: „Von 
hier ist wenig zu berichten, das wichtigste und leider auch 
traurigste ist der Tod des armen Schneider, welcher Perlust, 
aber auch welche Verlegenheit für Dich. Friesen und ich 
gingen schon etwas Namen durch, keiner wollte uns aber 
1) Johann Frh. v. Lutz, 1867—71 bayerischer Justiz= und Kul- 
tus-, 1871—80 Kultusminister, 1880—90 Ministerpräsident.
	        
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