211 NRegierungsantritt und erste Königsjahre (1873—78).
brigade kommandiert hatte. Aber die Flügeladjutanten will
ich hier nicht sprechen, da es im Laufe der Zeit viele gewesen
sind. Aur einen will ich gleich hier erwähnen. Es ist der
damalige Major, 1922 verstorbene General d. Inf. Wilhelm
von Minckwitz. Er war im Feldzug 1870/71 im Stab des
Kronprinzen gewesen und wurde gleich nach der Thronbestei-
gung Flügeladjutant. Als solcher tat er bis 1881 Dienst, wurde
dann unter Belassung als Flügeladjutant Kommandeur des
Schützenregiments, später General à la suite. Als Ver-
abschiedeter wurde er Generaladjutant und endlich General
der Infanterie. Später wurde er Chef der Privatvermögens-
verwaltung. Wenig Menschen haben dem König so nahe
gestanden und so sein Vertrauen genossen wie Minckwitz.
Carlowitz sagt von ihm: „Minckwitz besaß im vollsten Maße
die Sympathien des Königs und hat sie sich stets zu erhalten
gewußt, ich kann sagen, wie Aiemand vor und nach ihm.“
Vom König selbst sagt Carlowitz in seinen Erinnerungen
bei Gelegenheit des Thronwechsels: „Ihm (Johann) folgte
König Albert auf dem Thron. Das sächsische wie das deutsche
Volk erblickte in ihm den ruhmreichen Feldherrn und Paladin
des ANeiches, der uns den geliebten König wenn auch nicht
vergessen machte, so ihm doch ein würdiger Aachfolger war
und uns mit Vertrauen auf die Zukunft blicken ließ.“
Mitte Movember sandte der König meinen Vater nach
Berlin, um die Notifikation der Thronbesteigung zu über-
bringen. Er gab ihm folgenden eigenhändigen Brief mit,
den mein Vater außer dem feierlichen überreichen sollte.
Warum dieses nicht geschah, steht in dem Brief. Es ist der
einzige erhaltene Brief an einen der drei deutschen Kaiser
und auch darum schon von Interesse, wenn nicht der Inhalt
dasselbe noch erhöhte:
„Mein gnädiger Kaiser,
Es drängt mich, Dir, außer meinem offiziellen Schreiben
noch persönlich meinen innigsten Dank für die vielen Be-