252 Bis zum Tode Kaiser Wilhelms I. (1878—88).
von den unglaublichsten Erzählungen durch König Hum-
bert, aber Albert habe ihm gesagt, man müsse immer nur
die Hälfte glauben. Wie bei allen seinen Besuchen, fand
ein Ordensschacher statt. Carlowitz bemerkt dazu: „Der König
denkt selber gering über solche Außerlichkeiten und ergreift
keine Initiative, und so wurden die Ordensvorschläge mit
einer gewissen Zaghaftigkeit gemacht, nur das Unumgänglichste
berücksichtigend.“ Dabei sei er hier in seinem Urteil von seiner
Schwester beeinflußt worden. Hierauf begaben sich Albert
und Carola nach Stresa zur Herzogin von Genua. Von da
schreibt Albert an meinen Vater am 27. Lktober und be-
schreibt ihm einen Ausflug auf den Margazuolo. Dann
setzt er hinzu: „Sie (d. h. die Herzogin) ist diesmal sehr wohl
und allert und immer gnädig, nur hat sie eine wahrhaft
komische Angst vor Erkältungen, gestern, wo wir eine Farth
auf dem See machten, gerieth sie in eine wahre Aufregung,
weil ein bestimmter Mantel fehlte. An Gesellschaft ist nur
die Familie Gatinara, sie etwas älter und stärker geworden,
er dünner wie je, die kleine nicht hübsch, aber recht munter,
ein großer Liebling von Lili. Wie Du wißen wirst, waren
wir auch in Monza. Wir wurden sehr gut ausgenommen.
Wargarethe ist stärker geworden und sieht viel wohler aus,
er schneidet mordsmäßig auf, ist aber so übel nicht.“ Von
Stresa reisten sie nach Genua. Albert kehrte von da zurück
und traf am 3. November wieder in Dresden ein, während
Carola noch die NRiviera und die Pyrenden besuchte und erst
am 20. November heimkehrte.
Während der Abwesenheit des Königspaars war mein
jüngster Bruder schwer erkrankt. Erst schien es Keuchhusten
zu sein. Dann stellte sich die Blutfleckenkrankheit heraus.
Drei Jahre dauerte die Krankheit, die eine schwere Sorge
für die ganze Familie bedeutete.
Ende Februar und Anfang März 1881 weilte das Königs-
paar in Berlin, um an der Hochzeit des Prinzen Wilhelm,
des späteren Kaisers, mit der Prinzeß Auguste Viktoria von