254 Bis zum Tode Kaiser Wilhelms I. (1878—88).
ängstliche Abwägung einzelner Ausdrücke gelegt wird, als ob
es sich um einen klagbaren Vertrag handelte, und nicht viel-
mehr in den übereinstimmenden Intereßen der drei Souveräne
und in deren gemeinsamer Kundgebung friedlicher A#ber-
einstimmung die Bürgschaft der Erfüllung zu suchen wäre.“
Der vierte ist endlich ganz eigenhändig. Aber die Verhand-
lungen sagt er: „Bechtlich ist die Einigkeit hergestellt und
Rußland bereit, in der bosnischen Frage den österreichischen
Wünschen zu entsprechen.“ Schließlich dankt er für die huld-
reiche Gewährung seiner Bitte um diplomatische Beihilfe.
Vermutlich hat bei der Audienz Bismarck um diese Hilfe
gebeten und der König sie ihm sofort zugesagt unter der Be-
dingung, ihm genaue Unterlagen zu verschaffen. Dieses ge-
schah durch die vier Briefe. Albert hat deren Inhalt wahr-
scheinlich zu Briefen an seinen Vetter Franz Joseph verwendet
und ihn in deutschem Sinn zu beeinflussen gesucht. Wieweit
ihm das geglückt ist, ist aus der schon oft erwähnten bedauer-
lichen Tatsache, daß uns der Briefwechsel nicht erhalten ist,
nicht zu klären. Daß er etwas erreicht hat, möchte ich beinahe
vermuten, sonst würde Bismarck am Schluß des eigenhän-
digen Berichts nicht so besonders herzlich seinem Dank Aus-
druck geben. .
Vom24.—26.AprilweiltenderKönigundmseinVater
zum 50 jährigen Regierungsjubiläum des Herzogs von Braun-
schweig in Braunschweig. Carlowitz erzählt von der Fahrt:
„Auf der letzten Station wurden die Skatkarten aus der
Hand gelegt und Paradeschmuck angelegt.“ Auf dem Bahnhof
war niemand außer dem Ehrendienst zum Empfang da. „Im
Schloß kam uns ein Adjutant auf der Treppe“, so erzählt
Carlowitz, „entgegen und entschuldigte seinen Herrn, welcher
noch bei Tisch saß. Wir wurden in einen großen Saal geführt,
an dessen Wänden eine Anzahl Familienporträts hingen,
mit deren Betrachtung sich der König die Zeit vertrieb. Hier-
bei konnte der hohe Herr sich die Bemerkung nicht versagen:
„Wenn es nicht mein Onkel, so würde ich sagen, es ist ein