Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Briefe Bismarcks über das Bündnis mit Rußland. 255 
grober Kerl.“ Das weitere Zusammensein war dann sehr 
verwandtschaftlich. 
Anfang Mai machten Prinz und Prinzeß Wilhelm von 
Preußen ihren ersten Besuch in Dresden. Bald darauf begab 
sich das Königspaar nach Ems, wo der König die Kur ge- 
brauchen sollte. Von da schrieb er meinem Vater am 20. 
Zunächst teilt er ihm seine Absicht mit, mich zum Sekonde- 
leutnant im Schützenregiment an meinem Geburtstag zu er- 
nennen. Dann setzt er hinzu: „Was Du mir von Deinem 
armen Kranken schreibst, betrübt mich sehr, ein zugleich 
einlaufender Brief von Fiedler meldet ungefähr das näm- 
liche. Doch läßt er nicht alle Hoffnung fahren und führt einige 
noch immer günstige Symptome an.“ In einem zweiten 
Briefe vom 31. schreibt er: „Ich billige vollkommen Dein 
Vorgehen in der Fabriceschen Angelegenheit. Du kannst S. 
(Senfft) von mir sagen, daß seine Behandlung der An- 
gelegenheit, die sich doch nur auf die Vorgänge des vorigen 
Sommers stützen kann, diametral meinen im Herbst aus- 
gesprochenen Befehlen entgegenhandelt. Diese Vorgänge sind 
von beiden Seiten als nicht geschehen anzusehen und nicht 
mehr zu berühren. Hoffentlich erfährt der Kriegsgott (Fabrice) 
nichts davon, sonst geht der Teufel wieder los.“ Auf die 
hier berührte Sache will ich nicht näher eingehen. Es hat 
sich um den altesten Sohn des Ministers gehandelt. Darein 
mischte sich der Vater in ganz parteiischer Weise. Es hätte 
nicht viel gefehlt, so hätte er wegen dieser Sache in seiner 
Leidenschaftlichkeit, die nicht davor zurückscheute, bei Vor- 
trägen vor dem König mit der Faust auf den Tisch zu 
schlagen, den Abschied genommen. Dieses Ende des hoch- 
verdienten Mannes, den Bismarck, wie man sagt, sich einmal 
als seinen Nachfolger gewünscht hatte, wäre sehr zu bedauern 
gewesen. Die Sache wurde soweit beigelegt. Der König 
batte es auch weiterhin nicht immer leicht mit dem MWinister. 
Auch mein Vater als kommandierender General litt unter 
ihm. Aber Fabrice war bei allen seinen Schwächen eine
	        
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