Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

268 Bis zum Tode Kaiser Wilhelms l. (1878—88). 
  
ihm: „Von hier habe ich zuerst als Hauptsache zu melden, daß 
Carola durch den hiesigen Aufenthalt merkwürdig schnell ge- 
kräftigt worden ist. Als ich kam, hatte sie einen starken 
Husten, der hier merkwürdiger Weise weniger schnell vergeht 
als bei uns, jetzt ist sie eigentlich ganz wieder in statu duo 
ante. Die Queen (Viktoria) ist seit Tagen hier, wir haben sie 
besucht, wo sie sehr gnädig war, auch viel nach Euch frug.“" 
Gegen Ende des Monats machte der König einen Ausflug 
nach Turin, um seine Schwester zu besuchen. Darüber schreibt 
er am 3. April: „Sie (Herzogin von Genua) fand ich recht 
wohl und, wie wir allein waren, recht munter, freilich trat ihre 
Sorge um N. (Marquis Napallo hatte den Halskrebs) wieder 
hervor. Dieser sieht schrecklich aus, ganz mager und ein- 
gefallen, beinahe nicht zum Erkennen. Hier geht es, Gott Lob, 
gut fort, Carola ist ganz wieder die Alte.“ Wenige Tage 
darauf verließen sie Mentone, um in Varese einen Zwischen- 
aufenthalt zu nehmen. Von da schreibt Albert am 15. April: 
„Wir sind zur Unzeit hier eingerückt. Haben wir sehr 
große Sehnsucht nach unserem schönen Mentone mit seiner 
warmen Sonne, seinem immer blauen Himmel und seinem 
herrlichen Meer, so wird sie verstärkt durch die greuliche 
Witterung, die wir hier genießen. Unsere Reise von M. war 
sehr angenehm. Zu Wagen den ersten Tag bis Alessio, dann 
per Eisenbahn nach Genua. Die Hälfte dieses Tages war 
weniger angenehm, da man mehr unter als über der Erde 
sich bewegte. Die Reise von Genua hierher benutzten wir zu 
einem Umweg über die Certosa di Pavia. Ein wundervoller 
Bau. Namentlich die Nenaissance-Facade, wenn auch nicht 
ganz stilgerecht an die gotische Kirche angebaut, doch das 
reichste was man sehen kann.“ Die Certosa ist das großartigste 
NRenaissancegebäude geblieben, das der König in Italien ge- 
sehen hat. Denn leider ist er ja nie weiter südlich gelangt, was 
bei seinem großen Kunstverständnis sehr zu bedauern ist. Am 
19. kehrte er ganz beruhigt in die Heimat zurück. Die Königin 
blieb noch bis zum 1. Mai in Varese und reiste dann über
	        
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