266 Bis zum Tode Kaiser Wilhelms l. (1878—88).
die Hauptfrage Deines Schreibens der Schritt bei dem H. v. C.
betrifft, so gebe ich Dir gerne die Gründe als richtig zu,
welche dafür sprechen, möchte aber doch vorher gewiße Vor-
bedingungen der Sache anregen, welche mir unerläßlich vor-
kommen.
Erstens und vor Allen muß der Schritt von allen, wenig-
stens den wichtigeren Fürsten geschehen. Abgesehen davon,
daß er nur so Wirkung beim H. verspricht, erscheint er, wenn
er nur von einigen ausgeht, wie ein Schachzug gegen die
Absichten des Kanzlers, den dieser nie verzeihen wird. Und
wer dann darunter leidet, ist nicht der Schwiegersohn des
Kaisers, nicht sein Schwager sondern ich, der ich mit vieler
Mühe das Mißtrauen verscheucht und gutes Verhältniß her-
gestellt habe. Können wir aber hoffen, Bayern zu bekommen,
wird es uns nicht beßten Falls im letzten Moment im Stich
laßen?
Zweitens müßen wir sicher sein daß der H. uns zustimmt,
sonst ist die Sache ein Schlag ins Waßer und wir machen uns
lächerlich. Das scheint mir auch nicht zweifellos. Er scheint
sich in einer gewißen Passivität zu gefallen.
Drittens, wenn er annehmen sollte, sind wir alle ent-
schlossen ihn zu stützen? Wollen und können wir jetzt, wo die
Stellung des N. K. (Reichskanzlers) fester und dominierender
ist wie je, der Reichsregierung direct entgegentreten?
Du siehst, ich habe kein rechtes Vertrauen in die Sache und
komme ich immer wieder auf einen Gedanken zurück, den (ich)
von Haus aus hegte. Es liegt uns ja nicht an der Person
des H., nur an dem von ihm repräsentirten Rechte seines
Hauses. Wenn er daher vermocht werden könnte, zu Gunsten
seines Sohnes freiwillig zu entsagen, so wäre eine große
Schwierigkeit gehoben, namentlich wären wir des Ansinnens
an uns enthoben, seine Ausschließung durch Bundesraths-
beschluß dekretieren zu laßen. Ein gefährliches Präzedens.
Ich habe früher an Peter in dem Sinne geschrieben, aber
keine Zustimmung gefunden. Aberlege Dir einmal die Sache.