270 Bis zum Tode Kaiser Wilhelms I. (1878—88).
linge an seinen Großvater gerichtet hatten, und stellte in Aus-
sicht, noch andere in seinem Besitz befindliche Gegenstände zu
senden. Das scheint nie erfolgt zu sein, denn als ich vor
einigen Jahren über den General Forell arbeitete, war nur
ganz wenig zu finden.
Am 2. Oktober fand die Hochzeit meiner Schwester unter
großer Anteilnahme des Landes statt. Zahlreiche fürstliche
Gäste erschienen zu derselben, auch einige der ernestinischen
Vettern, z. B. die Meiningens. Die Feste dauerten mehrere
Tage. Zur Trauung geleitete der König den Bräutigam zu-
sammen mit dessen Vater. Den Schluß bildete am 3. ein
großer Hofball, an dem mein Bruder Max und ich zum
erstenmal teilnahmen. Am 1. reiste dann das junge Paar
ab. Der König konnte nachher noch nach Steiermark zu
seinen geliebten Jagden mit dem treuen Freunde reisen.
Gegen Schluß des Jahres machte der Prinzregent Luitpold
als solcher seinen ersten Besuch in Dresden. Der König er-
nannte ihn bei der Gelegenheit zum Chef des 3. Infanterie-
regimentes Nr. 102.
Um die Fahreswende 1886/87 sah es in der Welt sehr
kriegerisch aus. Federmann machte sich schon damals auf den
Krieg Deutschlands gegen zwei Fronten bereit. König Albert
sollte, wie man ihn von Berlin aus gebeten hatte, die gegen
Rußland bestimmte Armee führen, welcher auch das sächsische
Armeekorps angehören sollte. Eine Konzentration um Thorn
war in Aussicht genommen. Als Stabschef war der General
Graf Waldersee bestimmt. Er kam auch nach Dresden, um
mit dem König die Einzelheiten zu besprechen. Damit
es nicht so auffällig erschien, wurde er zu einer Fagd nach
Moritzburg eingeladen. Zum Elück erwiesen sich damals
die Besprechungen als nicht nötig. Am 25. Februar ernannte
der König meinen jüngsten Bruder Albert zum Sekonde-
leutnant im 2. Jägerbataillon Ar. 13.
In diesem Jahre wurde der Geburtstag des Kaisers mit
ganz besonderem Glanz gefeiert. War es doch der 90. Fast