284 Die Zeit von 1888 bis 1894.
diesem Tage wurde das Denkmal König Johanns auf dem
Theaterplatz enthüllt. Bei dieser Feier, die nur als sächsische
angesehen wurde, erschienen die auswärtigen Gäste nicht. Bei
dem Galadiner hielt der Kaiser die Rede, in der er unserer
Familie die Glückwünsche zu dem Jubiläum aussprach. Er
führte in seiner Rede aus, daß sein Vater ihm geraten habe,
in ernster Lage sich den Rat des Königs zu erbitten. Am
Abend wurde das Armeefest für die fremden Gäste wiederholt.
Am 19. fuhren wir von der Familie in mehreren Wagen durch
die glänzend geschmückten Straßen. Der Jubel der Bevöl-=
kerung war herzerhebend und ergreifend. Alle meinten, eine
solche Begeisterung habe man noch in keiner Stadt gesehen.
Die Fahrt endigte an der Tribüne auf dem Jüdenhof, wo wir
den wundervollen Festzug ansahen. Der Glanzpunkt desselben
war der Turnierzug, der vom sächsischen Adel gebildet worden
war. Am Abend gab die Stadt auf der Terrasse ein Fest mit
Illumination und Feuerwerk. Am 20. wurde der Landtag
feierlich geschlossen. Damit endigten die Feste, die allen Be-
teiligten stets in der schönsten Erinnerung bleiben werden.
Der König verlieh bei Gelegenheit des Jubiläums den
Ministern von Gerber, von Abeken und Freiherrn von Koenne-
ritz den Hausorden der Nautenkrone. Eigentlich hatte er den
Minister von MNostitz und den General von Carlowitz zu
Grafen ernennen wollen. Beide hatten aber gebeten, davon
abzusehen. Unter den ungezählten Elückwunschschreiben sei
nur das von Bismarck, datiert Varzin, den 17. Juni, an-
geführt: „Eure Majestät wollen geruhen, meine ehrfurchts-
vollsten Glückwünsche zu der historischen Feier, welche Aller-
höchstderen Haus morgen begeht, entgegenzunehmen. Ich darf
mit denselben den Ausdruck meiner ebenso herzlichen wie ehr-
erbietigen Dankbarkeit verbinden für die vielfache Bethäti-
gung huldvoller Gesinnung, mit der Eure Majestät mich per-
sönlich begnadigt und bei meiner amtlichen Thätigkeit im
Dienste des Reiches gnädig und wirksam gefördert haben, in
ernsten Krisen wie im regelmäßigen Gange der Reichsgeschäfte.