Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

800 jähriges Wettinjubiläum. 285 
Die Theilnahme des deutschen Volkes an dem Feste des durch- 
lauchtigsten Wettiner Hauses zeigt, wie allgemein das Gefühl 
der Dankbarkeit im Reiche lebt, für alles, was Eure Moje- 
stät in Krieg und Frieden zur Herstellung und Befestigung 
unserer nationalen Einheit gethan haben. In treuer An- 
hänglichkeit bitte ich, mit Eurer Moajestät Unterthanen und 
mit allen ehrlichen Deutschen im Reiche, Gott, daß er Eure 
Majestät dem Lande Sachsen und unserem deutschen Gemein- 
wesen viele Fahre in ungeschwächter Kraft erhalten wolle.“ 
Gleich darauf fuhr der König zur Hochzeit des Prinzen 
Friedrich Leopold von Preußen mit der Prinzessin Louise von 
Holstein nach Berlin. Die Braut hatte die letzten Winter mit 
ihrer Mutter in Dresden verlebt und war dadurch unserer 
Familie näher getreten. Von da reiste Albert mit dem Kaiser 
zusammen direkt nach Stuttgart, wo am 25. das 25 jährige 
Negierungsjubiläum des Königs Karl gefeiert wurde. Bei 
dieser Gelegenheit wurde dem König auch meine zukünftige 
erste Frau vorgestellt. Es ist ihr, wie sie mir erzählt hat, auf- 
gefallen, aber noch mehr ihrem ältesten Bruder, wie aufmerk- 
sam er sie betrachtete. Vielleicht hat Albert schon damals ge- 
dacht, sie wäre etwas für einen seiner Aeffen. Im Juli 
reiste er erst nach Kassel, um eine Fagdausstellung anzusehen, 
und dann nach Bayreuth, wo er den Parsifal anhörte. Ob da 
eine persönliche Begegnung mit Frau Cosima Wagner statt- 
gefunden hat? Am 12. August hatte der König die große 
Freude, seinen alten treuen Freund, Kaiser Franz Joseph, 
als Gast in Pillnitz, wenn auch nur auf wenige Stunden be- 
grüßen zu können. Der Kaiser war auf der Reise nach Berlin. 
Es ist das erstemal gewesen, daß ich ihn gesehen habe. Am 
5. September traf der Kaiser Wilhelm zu den Manövern in 
Dresden ein und wurde feierlich empfangen. Am 6. fand die 
große Kaiserparade bei Nauendorf statt. Zwischen dem ersten und 
zweiten Vorbeimarsch verlieh mir der Kaiser den Schwarzen 
Adler. Die Manöber schlossen sich unmittelbar an. In einem 
Biwak des Schützenregiments besuchten uns Kaiser und König.
	        
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