286 Die Zeit von 1888 bis 1893.
Die Paradetafel fand erst in einer Manöverpause statt. Die
Neden bei dieser hatten einen sehr herzlichen persönlichen Cha-
rakter. Am 10. reiste der Kaiser wieder ab, nachdem er vorher
seine volle Befriedigung ausgesprochen hatte. Der Herbst wurde
nachher in der gewohnten Weise mit Jagden verbracht.
Seinen Namenstag (21. November) feierte der König in
Sibyllenort. Mein Bruder und ich, die damals in Freiburg
studierten, hatten ihm dazu geschrieben. Er antwortete uns
in einem gemeinsamen Brief, den ich hier anführe, weil er
zeigt, wie herzlich er sich an die Jugend zu wenden wußte:
„Meine lieben Jungen. Verzeiht, daß ich meine Antwort auf
Eure freundlichen Glückwunschschreiben an Euch beide ge-
meinschaftlich richte, allein Ihr wißt selbst, daß ich wenig Zeit
für mich habe. Beide Briefe kamen richtig zu meinem
Namenstag in Sibyllenort an und danke ich Euch von Herzen
dafür. Wir waren dort recht vergnügt, Dein Vater, Deine
Schwestern, zu denen auch noch am 20. Abends Albert kam,
und bedauerten nur, Euch entbehren zu müßen. Das Wetter
meinte es auch gut mit uns. Am 21. weihten wir die neue
Kapelle ein, die recht hübsch und paßend geworden ist. Hoffent-
lich habt Ihr einige jüngeren Bekanntschaften gemacht, an
Weltfreuden scheint es nicht zu mangeln, wie Max schreibt.“
Die Kapelle, von der der König hier spricht, war von seiner
Gemahlin mit viel Liebe eingerichtet worden. Im Herbst er-
öffnete Carlowitz seinem König, daß er den Abschied nehmen
wolle. Dieser nahm das Gesuch mit dem größten Bedauern
entgegen.
Anfang des Jahres 1890 starb der Minister von Koenneritz.
Es war das ein um so größerer Verlust, als er gerade mitten
in die Landtagstagung fiel. Zu seinem Tachfolger wählte
der König den Geheimrat von Thümmel. Am 7. Januar
starb die Kaiserin Augusta. Ihr Verhältnis zu unserer Familie
brauche ich hier nicht noch einmal zu berühren. Albert begab
sich zu ihrer Beisetzung nach Berlin. Kaum vierzehn Tage
später war er wiederum in Berlin, zum Geburtstag des