Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

288 Die Zeit von 1888 bis 1894. 
  
Sache der VRegierung war und auch nicht zur Ausführung 
kam. Als Albert die Nachricht von der Entlassung erhielt, 
ist er fast erschrocken. Carlowitz sagt: „Der König ist zu weit- 
blickend, um nicht die Bedeutung des Ereignisses in seinen 
Folgen zu erkennen, außerdem hatte sich Seine Majestät mit 
dem Fürsten Bismarck immer sehr gut verständigt.“ Meinem 
Vater schrieb Albert einige Tage später aus Mentone: „Viel 
höre ich jetzt von Berlin. B. scheint suchsteufelswild. W. (der 
Kaiser) mag sich in Acht nehmen. Die BRachsucht des gr. Mannes 
ist seine stärkste Leidenschaft, und dann ist er gefährlich. 
Das beßte an der Geschichte ist, daß wir den Sohn los sind. 
Caprivi läßt sich, scheint es, gut an.“ Zu der Bemerkung über 
die Rachsucht möchte ich hinzufügen, daß uns der König, der 
ihn doch sehr genau kannte und in einem vertrauten Ver- 
hältnis zu ihm stand, oft gesagt hat, seiner Meinung nach 
wäre Nachsucht die hervorragendste Charaktereigenschaft Bis- 
marcks gewesen. Dieses Wort des Königs fiel mir gleich ein, 
als der dritte Band der Gedanken und Erinnerungen erschien. 
Die Königin war während dieser Ereignisse schon am 
6. März zu ihrer Erholung nach Nervi gefahren. Dort traf sie 
mit der Kronprinzeß von Schweden zusammen. Albert reiste 
am 19. nach und konnte auch noch einige Tage mit der Freun- 
din verbringen. Carlowitz machte diese NReise als Schluß 
seiner Dienstzeit mit. Von Nervi reiste das Königspaar nach 
Mentone am 21. und blieb dort bis 21. April. Von da schrieb 
Albert meinem Vater am 31. März den Brief, aus dem ich 
oben die Stelle über Bismarck angeführt habe. Sonst schreibt 
er: „Carola fand ich viel besser, doch hustet sie noch immer etwas, 
namentlich wenn sie mehr gesprochen hat, auch ist ihr Athem 
noch etwas kurz, wenn sie steigen muß.“ Begeistert ist er von 
der Schönheit und der Lage von Monte Carlo: „Wie schade 
ist es, daß die infame Bank sie entstellt.“ Am 13. April 
schreibt er noch einmal und berichtet über das Wetter, das Be- 
finden der Königin und über den Typhus ihrer Hofdame 
Fräulein von Miltitz (ietzigen Frau von Metzsch-Neichenbach).
	        
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