Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

300 Die Zeit von 1888 bis 1894. 
  
läßt es nicht zulässig erscheinen, Eurer Majestät Befehle über 
eine persönliche Meldung zu erbitten, aber ich kann Eurer 
Mojestät Residenz nicht berühren, ohne den Gefühlen ehr- 
furchtsvoller und dankbarer Anhänglichkeit Ausdruck zu 
geben, welche die Zeit hinterlaßen hat, in welcher ich die 
Ehre hatte, in amtlichen Beziehungen zu Eurer Mojestät und 
allerhöchstderen Regierung zu stehen.“ 
Am 2u. Juni machte das italienische Königspaar einen 
Besuch bei Hof. Am 2. Juli reiste das Königspaar mit 
meinem Vater und uns Geschwistern nach Tegernsee zur 
Hochzeit der Herzogin Amalie in Bayern mit dem Herzog 
Wilhelm von Urach, die am A. stattfand. Auch Kaiser Franz 
Joseph, der Prinzregent von Bayern, der König von Meapel, 
die Herzogin von Genua, meine Schwester Maria Josepha 
und andere Fürstlichkeiten waren anwesend. Den Abend 
vorher war eine glänzende Beleuchtung des Sees. Der König 
blieb noch nach der Trauung zusammen mit seinem keaiser- 
lichen Vetter und reiste dann über München, Freiburg und 
Frankfurt zurück, während die Königin sich nach Scheveningen 
begab. Bald darauf folgte eine Landesreise, die den König 
nach einer Anzahl Städte im Westen des Landes führte. 
Im August trat eine Frage an ihn heran, die für ihn nicht 
leicht zu lösen war. Mein Bruder Max hatte unserem Vater 
und durch ihn dem königlichen Onkel den Wunsch aus- 
gesprochen, sich dem geistlichen Stande zu widmen. MWein 
Vater und wir Geschwister zweifelten von vornherein in keiner 
Weise, daß es sich hier um einen wahren Beruf handelte. Der 
König war nicht so überzeugt, um so weniger als mein Bruder 
oft in seinen Berufswünschen geschwankt hatte. Auch lag 
wohl Albert bei seiner ganzen geistigen und religiösen An- 
lage der Gedanke fern, daß einer seiner Familie Priester 
werden würde. Endlich fürchtete er sicher auch, daß man in 
dem fast ganz protestantischen Lande die Sache übel aufnehmen 
würde. Kurz, er sagte nicht gerade nein, entschied aber, Max 
solle, wie es schon vorher bestimmt, im Herbst zum Dienst bei
	        
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