320 Letzte Jahre, Krankheit und Tod (1891—1902).
ich fuhr erschrocken zurück — aber wurde freundlich zurück-
gerufen, mußte von Dir und unserem Jungen erzählen, und
erhielt Sein Bild im Jagdwagen geschenkt — eine rührende
Gütel! —
Gestern war mein letzter Tag — ich fing schon an, mich als
Tagedieb zu fühlen. Die Meininger Herrschaften waren wieder
da — es wurde von Böcklin und seinem Flugapparat ge-
sprochen, vom Dichter Wildenbruch, von Reinhold Begas.
Uber die Hamburger Bürgermeister und über Moser's Lust-
spiel „Der Herr Senator“, der sie karrikiert, wurde gescherzt,
und die Frau Erbprinzessin machte deren spitzen Dialekt
nach — aber S. M. stieß sie schalkhaft an „Nimm Dich in
acht — Prell's Frau ist ja eine Kielerin!' Heut in aller Frühe
hörte ich Schritte im Sand, sah S. M. unten stehen und flog
hinunter. Da sagte der hohe Herr: „Er habe mir allein
Lebewohl sagen wollen — und es werde mir wohl Ver-
Sgnügen machen, im offnen Wagen nach Breslau zu fahren?
Wie soll ich für all die Güte danken, die ich doch noch durch
Nichts verdient habel!!“
Nach der Abreise schrieb ihm der König am 29. folgenden
Brief:
„Mit großer Freude habe ich Ihre freundlichen Zeilen
nach Ihrer Rückkehr aus Schlesien erhalten, und sage Ihnen
meinen besten Dank dafür. Zugleich kann ich Ihnen versichern,
daß sowohl ich als die anwesenden Herren Ihre Gegenwart
seither recht vermißt haben, und Ihre Abreise uns sehr leid
that, da Sie durch Ihre frische und eingehende Theilnahme
an dem hiesigen so einfachen Leben uns allen wahrhaft wohl-
gethan haben.
Bei meiner bald erfolgenden Rückkehr nach Dresden denken
sowohl ich, als meine Frau, die in erfreulicher Gesundheit
wieder bei mir ist, öfter die Ausstellung zu besuchen, und
hoffe ich, auch dort Ihnen zuweilen zu begegnen.“
In Sibyllenort beschäftigten ihn damals auch größere
Fragen der Politik. So schrieb er am 9. Mai an Minister