Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Napoleon und Prinz Friedrich Karl als Konkurrenten. 81 
Während so die Besprechungen hin- und hergingen, wäre 
beinahe die ganze Sache nicht geglückt. Denn ein anderer Be— 
werber für die Hand der Prinzeß war aufgetreten, es war 
der damalige Präsident der französischen Republik, bald 
Kaiser Napoleon III. Er hatte ihre Bekanntschaft im Frühjahr 
in Baden gemacht und dachte eine Zeitlang ernstlich an sie. 
Unterstützt wurde sein Wunsch besonders durch seine Ver— 
wandte, die Großherzogin Stephanie, Carolas Großmutter. 
Letztere scheint auch nicht ganz abgeneigt gewesen zu sein. Ehe 
es aber zu einer Werbung oder auch nur zu einer vorläufigen 
Aussprache kam, sprang Napoleon ab. Und damit war diese 
Gefahr beseitigt. Ein anderer Prinz scheint auch Wünsche auf 
Carolas Hand gehabt zu haben, Friedrich Karl von Preußen. 
Wenigstens schreibt Johann in dem Brief an Friedrich Wil- 
belm IV., worin er ihm für Elückwünsche zu Alberts Ver- 
lobung dankt, folgendes: „Wenn mir etwas dabei wehe thut, 
ist, daß der arme Fritz Karl, dessen Herz zum ersten Mal 
schlug, hier ein schmerzliches désappointement erlitten hat. 
Doch für ihn war die Sache ja schon vorüber, ehe von Albert 
die Rede war.“ In demselben Brief schreibt er in betreff 
Na#leons: „In Rücksicht des Kaiser-Präsidenten oder Prä- 
sidentenkaisers theile ich unwillkürlich Deine Gefühle, ob- 
gleich mir die Vernunft sagt, daß es nicht gut ist, daß er 
froissiert worden ist. Die Schuld liegt an denen, die ihn noch 
so lange mit Hoffnungen hin gehalten haben.“ (Siehe meine 
und Hubert Ermisch's Publikation des Briefwechsels zwischen 
König Johann von Sachsen und den Königen Friedrich Wil- 
helm IV. und Wilhelm I. von Preußen, Seite 290). 
Unterdessen war Carola mit ihrer Mutter Mitte August 
von Mannheim abgereist und traf nach längerer Beise, die 
sie über Regensburg und Wien geführt hatte, in Morawetz 
ein, einem Schlosse in Mähren, das ihrer Mutter gehörte. 
Dort bereitete sie sich eingehend auf ihren #bertritt vor und 
legte am u. November 1852 in der Pfarrkirche zu Morawetz 
das Glaubensbekenntnis in die Sände des Brünner Bischofs 
König Albert. 6
	        
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