92 Die Zeit von 1854 bis 1865.
Kunde von dem so unerwarteten Trauerfalle, welcher Dich und
Dein ganzes Königliches Haus, welcher aber in gleichem
Maaße Zeden betroffen hat, der das GElück hatte, den hoch-
seligen König persönlich zu kennen, hat mich auf das tiefste
ergriffen, und ich bitte Dich, den Ausdruck meiner herzlichsten
Mittrauer gut aufzunehmen. Der Himmel wird Deinen
Königl. Eltern, denen ich Dich bitte, mich zu Gnaden zu
empfehlen und der Oollmetsch meiner Gefühle bei Ihnen zu
seyn, wird insbesondere der armen Königin-Witwe, welche
nun ihr ganzes Lebensglück, ihr Alles verloren, wird Euch
Allen Trost und Kraft geben, diese schwere Prüfung zu er-
tragen. Dich, mein armer Freund, trifft das heurige Jahr
besonders schwer, da Du eben erst Deiner seligen Schwieger-
mutter die letzte Ehre erwiesen hast.“
Am 27. August kehrte die Kronprinzeß aus Bad Elster zu-
rück. Dann folgten bald die Manöver. Gegen Ende Sep-
tember sandte König Johann seinen ältesten Sohn nach Ischl,
um dort die Notifikation seiner Thronbesteigung zu über-
bringen. Bei der Gelegenheit haben die Vettern öfter poli-
tische Gespräche geführt, aber, wie scheint, sich auch etwas ge-
stritten. Ein Aiederschlag solcher Gespräche findet sich in dem
folgenden Brief aus Ischl vom 26. September: „Ich hoffte,
hier recht bald wegzukommen, aber alles war so erfreut, mich
hier zu sehen. Es schien mir nächstdem gut, den Kaiser nicht
noch weiter zu ärgern, da wir ihm recht bald politischen
Aerger verursachen können. Das schien auch Koenneritz (der
Gesandte) zu meinen. Was Politica betrifft, so vermied es
der Kaiser zusehends die ersten Tage, mit mir darüber zu
reden. Erst vor kurzem brachte ich ihn darauf. Er ist leider
auch auf die 1 Punkte (von Buol auf der Wiener Konferenz
185 4¼ zur Vermittlung im Krimkriege) verseßen und sagte mir,
sie wären für unsere Interessen nöthig, daß wir anderer An-
sicht seien und nicht glauben können, die Bundesstaaten
würden sich (bei allen guten Wünschen) zu einer thätigen
Beihilfe entschließen. Er brach sogleich ab.