— 44 —
den Fallen, wo bie Krankheits-Erscheinungen das Leben ober bie Gesundheit ernsthaft bebrohen, die
Huͤlfe des Arztes in Anspruch genommen werden.
» Nutda,wodek-ZopfbildungleichtereZusållevorangehen,unddieEklangungbesckkztlichcn
Beistanbes mit nicht zu überwindenden Schwierigkeiten verknüpft ist, darf der Kranke zu demjenigen
Verhalten und denjenigen Hausmitteln seine Zuflucht nehmen, die sich in der Erfahrung als nicht
allein unschäblich, sondern selbst heilsam und die bei dergleichen Vorboten in der Regel höchst er-
wünschee Jopfbildung befördernd, bewährt haben. Dahin gehören:
I. eine sorgfälltige Vermeidung einer jeden Erkältung, besonders des Kopfes, wobei aber das
Beständige Tragen warmer Kopfbedeckungen nicht eben zu rathen ist, weil dadurch im Gegentheil die
Empfänglichkeit des Kopfes für Erkältungen gesteigert zu werden pflegt.
2. Vermeidung aller erhitzenden, gewürzhaften, oder stark gesalzenen, geräucherten schwer ver-
baulichen, fetten und blähenden Nahrungomittel, so wie des zu häufigen Genusses des Brandtweins.
3. Der Gebrauch gelind Schweiß treibender Geträuke, in Form eines Thecs, namentlich:
einer Abkochung des Krauts von Bärenklau (Acanthus wollis Linn., Branca ursina der Polnischen
Aerzke), ferner des Krauto von Bärlapp (Lycopodium clavalum und L#ycopodium Selago l.inn.),
des Fauss von Immergrün (llerba Vincac pervincoc. Vnca minor Linn.), auch der Schwarz=
wurzel (Kadix consolilac majoris von Syphylum ollicinale).
4. Warme Befeuchtung und Waschungen der Haare, mit benselben Abkochungen, oder mie
einer Auflösung von weißer Seife in Flußwasser; so wie der Gebrauch warmer Wasser= oder
Dampfbäber.
yf B. Hat die Bildung des Weichselzopfes von selbst, oder nach dem Gebrauche dieser Mittel
begonnen, was sich in der Regel dadurch zu erkennen giebt, daß sich die Haare in einzelne Bündel
zusammen wirren, so bedarf es in den gewöhnlichen Fällen keiner weitern Hulfe, vielmehr vollendet
dann die Natur die Jopfbildung ohne weitere Unterstutzung, alle Leiden nehmen mit der steigenden
Ausbildung des Weichselzopfes ab, und verlieren sich mit der Vollendung derselben gänzlich. ist
in dieser Zeit nur darauf zu sehen, daß jene Entwickelung nicht durch schädliche Einflüsse, namentlich
Erkältung) sorgfältiges Kümmen und adsichtliches Entwirren der Haare, oder wohl gar durch Ab-
Schneiden berselben, so wic der etwa von der Krankheit ergriffenen Nägel gestört und unterbrochen
werde.
C. Eben so wenig karf endlich der schon vollsiindig ausgebildete Wei sselzopf, selbst,
wenn die Reihe der vorangegangenen Krankheitserscheinungen schon geschwunden, und das frühere
Wohlbesinden zurückgekehrt scheinen sollte, durch irgend cin Verfahren gewaltsam entsernt werden.
Sowohl sein Abschneiden mittelst der Scheere, alr auch Sag in Polen übliche Abbrennen mit einem
Glüheisen ist, ehe der Zopf seinc völlige Reise erlangt hat, — ehe er (s. X. 70.) vollskändig abgewach=
sen ist — immer mit großer Gefahr, wenn nicht des Lebens, so wenigsteno mit der, an Leib und
Seele zu verkrüppeln, verbunden. amentlich hat man unmittelbar darnach eine Ablagerung des
Krankheitsstoffes auf andere Theile und in deren Folge entweder plötzlichen Tod durch Schlagfluß,
ober lähmung, oder Erblindung durch kähmung der Sehnerven (schwarzen Staar), Taubheit, selbst
Wahnsinn und Blödsinn, furchtbare Krämpfe, oder unheilbare Lähmung der Glieder, schmerzhafte An-
schwellung, ja völlige Unbeweglichkeit der Gelenke, oder Flechten und andere lästige Hautaueschläge
über den ganzen Koörper, auch Knochengeschwüre, krebsartige Uchel, oder langwicriges Siechthum von
anderer Art,) namentlich schleichende Zehrfieber mit unheilbarer Zersibrung innerer Organe, z. B. ker
bungen, entstehen sehn.
Den ri Jstigen Zeitpunkt, in welchem der Weichselzopf ohne Nachtheil abgeschnitten werden
kann, — falls er nicht durch die Kräfte der Naur algestoßen werden sollte — erkennt man am
sichersten daran, dass, nächst dem gänzlichen Versehwinden aller allgemeinen Krankheitszustände, die
verfilzten Haare so weit durch nachgewachsenes gesundes Haar vom Keufe entferne sind, daß man
bequem mit der Hand unter dem Haarsitz durchgreisen kann. Jedenfalls aber mus der Geuesende
auch während dieser Trennungs-Periode, so wie noch einige Zeit. nach derfelben, um allem Nachtheile
zu entgehen, sich angemessen warm kleiden, namemlich den Kopf sorgfältig ver Erkältung schützen,
überhaupt ungünstige Witterungs-Einfiüsse meiden, und eine reizlose müde Diaͤt fuhren.
12. Der bösartige Kopfgrind.
S. 75. Mit dem Namen Kopfgrind werden von Nichtärzten, ja selbst hin und wieder von
Aerzten, sehr verschiedcnartige Ausschläge, welche den Kopft insbesondere dessen behaarten Theil be-
fallen) belegt, wovon aber mehrere diesen Namen gar nicht verdienen.
Ei-