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Nordd.
Bund.
Frank-
reich.
klebersicht der Ereignisse des Tahres 1867.
nommen worden war, auch ihrerseits annähmen, worauf der Reichs-
tag noch am gleichen Tage durch eine Thronrede des Königs von
Preußen geschlossen wurde. Die Befriedigung über das glücklich zu
Stande gebrachte große Werk, das sich in dieser Thronrede aus-
sprach, fand ihren Wiederhall in der überwiegenden Mehrheit der
Nation, wenn auch von allen Seiten zugegeben werden mußte, daß
das Werk in mehrfacher Beziehung ein unfertiges sei und von der
Minderheit laute Klagen ertönten, daß die Volksvertretung sehr
wesentliche Rechte preisgegeben und darin selbst der preuß. Verfassung,
deren Unzulänglichkeit doch thatsächlich sich erwiesen, wesentlichen
Abbruch gethan habe. Nicht ohne Grund wurde von der andern
Seite hervorgehoben, daß die Dinge im norddeutschen Bunde von
Anfang an bezüglich des Grund= und Ecksteins alles parlamentari-
schen Wesens, des Budgetbewilligungsrechtes, ganz anders lägen, als
in Preußen, wo die Steuern vom Abg.-Hause verfassungsmäßig nicht
verweigert werden dürften und daher diesem der feste Punkt gegen-
über der Regierung fehle, während im norddeutschen Bunde das
jährliche Bedürfniß durch den Ertrag der Zölle 2c. nicht gedeckt
werde und der Rest jährlich durch Matricularumlagen oder durch
besondere Bundessteuern bewilligt werden müsse oder verweigert
werden könne. Unter allen Umständen war die Bahn frei gemacht
und eine erste Grundlage endlich errungen, auf der das innerste
Sehnen und Streben der Nation nach einem großen und freien
Nationalstaate mit einer starken Spitze aber auch mit freien und
sich innerhalb des Ganzen und so weit es das Interesse Aller er-
laubte frei fühlenden und frei bewegenden Gliedern erfüllt werden
konnte, wenn auch Jedermann fühlte, daß es nach Innen und Außen
noch jahrelanger ernster und unablässiger Arbeit bedürfe, bis das
große Ziel wirklich erreicht sein werde.
Daß der Reichstag in seinen Concessionen gegenüber der preuß.
Regierung in der Verfassungsfrage so weit ging, daß eben auch die
Regierung schließlich mit der in der Militärfrage erlangten Concces=
sion sich zufrieden gab, war nicht zum mindesten eine Folge des
Verhältnisses zu Frankreich, das gerade damals, um die Mitte April,
einen Bruch mit demselben wenigstens als möglich erscheinen ließ.
Dieses Verhältniß war seit dem Kriege der Art gewesen, daß die
preuß. Regierung und die öffentliche Meinung in Deutschland noih-