Full text: Die Geschichte Württembergs.

24 II. Württemberg als Grasschaft. 
8. 10. 
Tortsetzung. Drohender Antergang der Grafschaft Württemberg und 
SEberhards muthiger Kampf um sein CLand. 
„Er steigt, sich bergend wie ins Grab, 
In eines Thurmes Nacht hinab. 
Und aus dem Grunde tönt es noch: 
Ich bleibe Gottes Freund nur doch 
Und Feind der ganzen Welt!“ 
W. Zimmermann. 
An die Stelle des verstorbenen Kaisers wurde Adolf von Nassau 
(1292—1298) gewählt, der sich bald, well er seinen Anhang durch Verleihung 
von Würden verstärkte, die Unzufrledenheit und das Mißtrauen vieler Fürsten 
zuzog. Mit diesen verband sich auch Eberhard, als ihm die Burg Rems und 
Stadt Neuwaiblingen genommen und selnem Gegenschwäher, Albrecht von Hohen- 
berg, die Landvogtei in Niederschwaben durch den Kaiser entzogen wurde. Er er- 
griff darum mit Frleden die Gelegenheit, gegen den Kaiser aufzutreten, als Alb- 
recht von Oesterreich, Rudolfs Sohn, ein Heer sammelte, um den Kaiser- 
thron zu erobern. Dieser gewann auch durch die bedeutende Hilfsleistung Eberhards 
die Schlacht bei Oppenheim, in welcher Adolf fiel (1298). Der Graf 
bekam Rems und Neuwaiblingen zurück und die Reichslandvogtei in Nle- 
derschwaben. Kraft dieses Amts hatte er das Recht, im Namen des Kalsers 
alle Rechte des Reichs auszuüben. Eberhard zeigte sich dafür durch mannigfaltige 
Dienste dem Kaiser dankbar, aber nur so lange, als er seinen eigenen Nutzen 
daraus zog. Das unbegrenzte Streben Albrechts nach Vergrößerung seiner Haus- 
macht und nach absoluter Herrschergewalt bewog jenen endlich, zu den Waffen 
zu greifen und mit Otto von Bayern dem Herzog Heinrich von Kärnthen gegen 
den Kaiser zu Hilfe zu ziehen, weil dleser seinem Sohne Friedrich die böhmische 
Königskrone zu verschaffen suchte. Böhmen gieng für den Kaiser verloren und 
Eberhard verwendete seinen Söldnerlohn zum Ankauf von Calw und Asberg. 
Während dieses böhmischen Feldzugs war der Kaiser von seinem Neffen 
Johann von Schwaben meuchlings ermordet worden. Schnell kehrte Eber- 
hard in sein Land zurück, um — als Bewerber für die deutsche Kaiserkrone auf- 
zutreten. Konnte sich doch sein Geschlecht mit dem von Habsburg und Nassau 
messen, und wenn die Kurfürsten bei einer Wahl Tapferkelt und Muth, starken 
Willen und Thatkraft als nöthige Eigenschaften eines Kaisers in die Wagschale legen 
wollten, wer konnte dann Eberhard bestreiten, daß er mit allem Recht nach der 
Kaiserkrone strebe? Darum war seine Bewerbung um den Thron nicht auffallend. 
Die deutschen Fürsten wollten einen kräftigen Kalser, aber keinen Mann von der 
eisernen Willensstärke, unbengsamen Hartnäckigkeit und wilden Kampflust Eber- 
hard's, weil sich von ihm befürchten ließ, daß er seine Würde zur Unterdrückung 
der Fürsten und Vergrößerung seiner Hausmacht benützen würde. Deßhalb wurde, 
hauptsächlich mit Hilfe der geistlichen Kurfürsten, Graf Heinrich von Lurem- 
burg zum Kaiser gewählt. Dieser versammelte schon im nächsten Jahr (1309) 
die deutschen Fürsten auf den Reichstag zu Speier, wo auch Eberhard mit 
sehr glänzendem Gefolge erschien; die lihm vorausgeellten Abgesandten der schwi- 
bischen Städte hatten schon ihre Klagen gegen ihn vorgebracht. Als er deßhalb 
vom Kaiser mit sanften und milden Worten ermahnt wurde, er möge, statt des 
Reiches Ruhe und Frieden zu stören, lieber gegen den Erbfeind der Christenheit
	        
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