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stärkere Entzündung der Haut. Die an manchen Stellen dicht neben einander entstehenden
Knötchen vereinigen sich zu flachen, höckerigen Geschwülsten, die sich im weiteren Verlaufe
nicht selten zu größeren Geschwürsflächen umgestalten. Hiemit ist eine hochgradige Störung
des Allgemeinbefindens verbunden, die sich besonders durch allmälich zunehmende Abmager-
ung, anhaltendes Liegen, Verminderung der Freßlust und Ausfluß einer dicken, zähen
Schleimmasse aus Augen und Nase ausspricht. Unter diesem Krankheitsbilde geht ein Theil
der hochgradig erkrankten Schafe zu Grunde.
Bei kalter und regnerischer Witterung, besonders aber, wenn eine Schafherde, in
welcher sich viele an reichlichem Pockenausschlage leidende Thiere befinden, in niedrige und
schlecht eingerichtete Stallungen gesperrt wird, nimmt die Seuche nicht selten einen un-
günstigen Verlauf. Es treten bei einer größeren Zahl von Thieren an verschiedenen
Körpertheilen brandige Zerstörungen der Haut ein und es entwickelt sich ein bösartiges
Fieber, dem die Thiere fast in allen Fällen erliegen.
Die Pockenseuche ist immer als eine bedeutende Krankheit zu betrachten, die sich selbst
überlassen, schon bei günstigem Verlaufe einen direkten Verlust von 10 bis 20 Prozent der
erkrankten Herde mit sich bringt. Unter ungünstigen Wirthschafts= und Witterungsverhält-
nissen und bei einem heftigen Seuchencharakter kann der dritte Theil der Herde und selbst
eine noch größere Anzahl von Schafen an der Krankheit zu Grunde gehen. Außer diesem
unmittelbaren Verlust wird die ökonomische Nutzung der von der Seuche genesenen Schafe
durch die Abmagerung des Körpers und durch die Verringerung der Wollmenge oft nicht
unerheblich beschränkt.
Die einzelnen Schafe einer Herde werden nicht auf einmal, sondern nach und nach
angesteckt. In Folge dessen vergehen nicht selten mehrere Monate, bevor die ganze Herde
durchgeseucht ist, wenn nicht durch Impfung eine Beschränkung der Seuchendauer in der
Herde herbeigeführt wird.
Der Ansteckungsstoff haftet an der ausgeathmeten Luft, an den Ausflüssen aus
Nase und Augen, an dem in den Knötchen und Bläschen auf der Haut befindlichen flüssigen
Inhalt (Lymphe) und an den Schorfen und Krusten, die längere Zeit hindurch auf der
Haut und in der Wolle sitzen bleiben. Die durch Impfung künstlich hervorgerufenen Pocken
erzeugen den Ansteckungsstoff in gleicher Eigenschaft wie die natürlichen Pocken.
Gewöhnlich wird die Ansteckung dadurch vermittelt, daß gesunde Schafe mit pocken-